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6 Zahlen- und filmbasierte Takeaways nach Woche 7

Die Saison ist 7 Wochen alt, die Atlanta Falcons stehen 3-4 und sind durchaus kompetitiv. Wir werfen einen genauen Blick auf die Falcons-Offense sowie diverse Spieler und haben uns dafür durch Tape und Stats gewühlt. Hier sind unsere 6 Zahlen- und filmbasierten Takeaways nach Woche 7:

1. Die Falcons-Offense ist…gut?!

Ein neuer QB, der nur die Übergangs-Lösung sein soll, eine löchrige Offensive Line, wenig Tiefe bei den Skill Spielern, ein Playcaller, der letzte Saison viel zu wünschen übrig ließ – die Vorzeichen für die Falcons-Offense waren nicht gut. Doch nach 7 Wochen lässt sich bilanzieren: Das sieht alles deutlich besser aus als gedacht. Oder nicht nur besser als gedacht, es sieht teilweise wirklich gut aus!

Die Falcons-Offense ist #11 nach EPA/Play und #12 nach Points/Game. Nach Dropback EPA/Play ist die Offense #9, nach Rush EPA/Play ebenfalls #9. Mit einer Top 10 Offense nach Passing und Running war beim besten Willen nicht zu rechnen – 2021 waren die Falcons über die Saison hinweg hier noch #25 (Passing) und #29 (Rushing).

Noch besser sieht es bei early downs aus: Bei 1st & 2nd down generiert die Offense von Arthur Smith im Schnitt 0.095 EPA/Play, das ist hinter den Chiefs und Bills der drittbeste Wert der Liga! Vor allem das Passing Game ist bei early downs mit 0.237 EPA/Play sehr stark und hinter den Bills sogar das zweitbeste Team der Liga.

Ein Problemkind sind hingegen die late downs, hier sind die Falcons nur auf Platz #21 und weisen deutlich negative EPA/Play auf. Während das late down Run Game funktioniert, ist das late down Passing Game sogar nur #23 in der NFL. For what it’s worth: Die 3rd down conversion percentage ist mit knapp 44% trotzdem die fünftbeste der Liga.

Was sind die Gründe für den Aufschwung? Als erstes ist hier Arthur Smith anzuführen, mit dem ich in der Vergangenheit oft genug auf dem Kriegsfuß stand, der dieses Jahr aber eine sehr gute Offense callt und viel aus mittelmäßigen Ressourcen herausholt. Die Falcons bewegen den Ball vor allem early down gut, das Running Game ist schematisch divers und kreativ.

Mit einer Rush Percentage von 58% haben die Falcons den zweithöchsten Wert der Liga, nur von den Bears knapp übertroffen. Das funktioniert – die Falcons bewegen den Ball gut und das Run Game weist sowohl early als auch late down leicht positive EPA auf.

Gleichzeitig könnte Smith für meinen Geschmack *noch mehr* Play Action einbauen, denn das early down-Passing Game ist wie beschrieben richtig gut – nach EPA/Play sogar das zweitbeste der Liga. Das könnte man noch mehr nutzen und dafür ordentliches, aber nichtsdestotrotz weniger effektives Run Game opfern.

Im Passing Game kann Smith seine Qualitäten als Play Action-Playcaller ausspielen. Auch das kommt vor allem early down zugute und mag die großen Unterschiede zwischen 1st & 2nd und 3rd & 4th down zumindest teilweise erklären.

Man hat den Eindruck, dass Smith jetzt genau die Offense aufziehen kann, die er sich vorstellt: Sehr viel Run Game mit physischen Rushern, Option-Plays mit einem mobilen QB, viele Intermediate-Throws und eine gute Dosis Play Action. Die Plays sind schön designt und Smith bringt seine Spieler in Positionen, in denen sie verhältnismäßig einfach gewinnen können – genau das erwarten wir von Arthur Smith.

Die Falcons-Offense macht Spaß und ist eine der positiven Überraschungen der Saison. Und während die Spieler verbessert auftreten, callt Smith zumindest zu diesem Zeitpunkt eine Top 15-Offense ohne viele herausragende Einzelspieler und ohne Elite-QB. Das macht Hoffnung, dass Smith als HC der richtige ist, um den Falcons-Umbruch weiterzuführen und dem QB für 2023 möglichst gute Bedingungen zur Verfügung zu stellen.

2. Die QB-Diskussion

Aber wer ist er denn, der QB für 2023? Marcus Mariota, Desmond Ridder oder ein Rookie-QB? Die Antwort auf diese Frage wird maßgeblich vom Verlauf der restlichen Saison abhängen. Zum einen natürlich, weil die Falcons im April 2023 möglicherweise überhaupt nicht in der Position für ein Top QB-Prospect sein werden. Zum anderen aber auch, weil zumindest Mariota sein Schicksal in der eigenen Hand hält, und Ridder ebenso, falls er denn die Chance bekommen sollte.

Bei Marcus Mariota streiten sich die Geister. Die große Frage: Ist die Falcons-Offense wegen oder trotz Mariota so gut? Es lassen sich Argumente für beide Seiten finden. Es wäre naiv anzunehmen, dass ein derartiger Aufschwung der Offense nicht auch mit dem QB zu tun hat. Marcus Mariota passt mit seiner Rushing Ability schematisch so viel besser in die Arthur Smith-Offense als Matt Ryan und öffnet merklich das Playbook von Smith (auch wenn er es gleichzeitig in anderen Bereichen limitiert).

Was ist seine Rolle in der Falcons-Offense? Mariota ist ein Game Manager, der seine Aufgabe mal besser und mal schlechter erledigt. Er kann in keinem Saisonspiel über 230 Passing Yards hinaus, blieb zuletzt gar viermal in Folge unter 150 Yards. Mariota’s Rolle ist klar, und sie passt zu ihm.

Sein vorletztes Spiel gegen die 49ers war sein bisher bestes im Falcons-Jersey. Mariota war in seinen 14 Passing Attempts fast fehlerfrei und managte die Offense sehr gut, dazu steuerte er 50 Rushing Yards bei. Es war der Blueprint, wie die Smith-Offense ohne Franchise-QB aussehen kann und soll.

Das letzte Spiel gegen die Bengals hingegen zeigte wiederum die Limitationen mit Mariota als QB auf. Obwohl die Falcons früh deutlich zurücklagen und danach nie näher als auf 11 Punkte dran waren, versuchte Mariota nur 13 Pässe, von denen er 8 für 124 Yards anbrachte. 75 Yards kamen von dem langen Damiere Byrd-TD vor der Pause – ein schöner tiefer Pass!

Im restlichen Spiel kam Mariota allerdings nur auf knapp 50 Passing Yards, trotz Dauer-Rückstand. In der zweiten Hälfte begann jeder Falcons-Drive mit einem Run (4 Rushes für 8 Yards).

Deutlicher kann es ein Playcaller kaum machen, dass er seinem QB nicht vertraut. Arthur Smith liebt sein Run Game, ja. Aber auch Arthur Smith weiß, dass du mit Run Game bei einem Double Digit-Rückstand nur so weit kommst – vor allem mit einem Run Game, das an diesem Tag auf magere 3.7 Yards/Carry kam. Und Smith hat Tannehill, der nun auch nicht der stärkste QB in eindeutigen Passing-Situationen ist, auch deutlich mehr den Ball in die Hand gegeben, als er das bei Mariota tut.

Was macht Mariota gut, was nicht? Mariota kann, neben seinem Wert als Rusher, vor allem in den klassischen Arthur Smith-Bereichen glänzen. Die intermediate Throws sind nach PFF mit einem Passing Grade von 78.2 Mariota’s beste Wurftiefe.

Dazu ist Mariota bei Play Action gut. Hier kommt er auf ein Passing Grade von 76.9, verglichen mit einem Grade von 53.0 bei non-Play Action-Throws, wo er zu den schwächsten starting-QBs gehört. Es ist nicht sonderlich weit hergeholt zu sagen, dass Mariota (wie schon Tannehill) sehr von Smith’s PA-heavy Scheme profitiert.

Gegen Pressure strugglet Mariota, damit ist er aber natürlich nicht der einzige QB. Was allerdings ein Problem ist: Mariota nimmt zu viele Sacks, die er mit seiner Erfahrung und Mobilität vermeiden können sollte.

Insgesamt liest sich Mariota‘s Bilanz okay, er bewegt sich in dem Rahmen, den man von ihm erwarten durfte: Ein passender Bridge-Starter, ein sehr guter Backup, aber kein Franchise-QB und auch nicht nah genug an der Kirk Cousins-Ryan Tannehill-Riege dran, um ihn sich als langfristige Lösung einzureden.

Das sehen auch kompetente QB-Beurteiler so: In Adrian Franke’s QB-Ranking nach Woche 5 landete Mariota auf Platz 30, nur die mittlerweile gebenchten Matt Ryan (…) und Baker Mayfield waren hinter ihm. Nach PFF Passing Grade ist er der QB #20/36. Im QB-Ranking von Steven Ruiz bei The Ringer liegt Mariota nach Woche 7 auf Platz 25. Ruiz beschreibt Mariota folgendermaßen:

“A highly athletic passer with just enough accuracy and smarts to make up for a glaring lack of arm strength.”

Wir wissen ziemlich gut, wer Mariota ist. Er bietet Smith einen sicheren Floor, mit dem er seine Offense auf ordentlichem Niveau umsetzen kann. Mariota gibt der Offense eine Baseline mit seiner Mobilität und soliden Accuracy, und das Passing Game hat zwar wenig Volume, ist aber zumindest early-down durchaus effektiv. Wie viel Credit man dafür letztendlich Mariota gibt und wie viel Smith & der restlichen Offense, das wird wohl jeder ein wenig anders einschätzen.

Wir sind zumindest der Meinung: Ridder bringt mehr Upside für die Offense mit. Nicht weil er einen Josh Allen-Arm hat oder Mahomes-Upside besitzt. Und auch nicht, weil er als Prospect so herausragend war, dass es zu 90% sicher ist, dass er zumindest auf Mariota’s high-end Backup/low-end Starter-Niveau kommt.

Sondern weil es trotzdem denkbar ist, dass Ridder ein Starter in der NFL werden kann. Innerhalb der Falcons-Organisation müsste man zumindest dieser Überzeugung sein: Würde man das Szenario mit Ridder als Starter für ausgeschlossen halten, hätte man kaum einen 3rd Rounder investiert.

Ridder’s Qualitäten aus dem College kommend waren neben seiner Work Ethic vor allem sein gutes Processing, seine Rolle als Quick Passer sowie seine Athletik, mit der er sowohl als Rusher als auch als mobiler Passer Plays machen kann. Man wird sich bei Ridder sicherlich auf Schwächen bei der Accuracy und auch die typischen Rookie-Mistakes einstellen müssen.

Aber: Das klingt nach einem Quarterback, der theoretisch super in die aktuelle Arthur Smith-Offense passt. Besonders in einer Offense, die ihren QB mit zusätzlicher Protection und viel Play Action sowieso eher schützt und bereits von Mariota nicht allzu viel verlangt, würden wir Ridder gerne sehen.

Nicht nur, weil es uns interessiert, was wir über 2022 hinaus an Ridder haben und man ihn so evaluieren könnte. Sondern auch, weil besonders bei dem Design der Offense eine realistische Chance besteht, dass Ridder die Offense weiter bringt als Mariota.

Aber wann wäre ein realistischer Zeitpunkt für Ridder? Ein Blick auf den Spielplan macht mich ehrlich gesagt skeptisch, dass wir den Rookie 2022 noch sehen. In den nächsten drei Spielen stehen zweimal die Panthers und einmal die verletzungsgeplagten Chargers an. In diesen 3 Spielen sollte Mariota zumindest 1-2 Siege holen können und sieht sich auch keinen übermächtigen Defenses gegenübergestellt.

Danach folgt die machbare Stretch aus Chicago, Washington und Pittsburgh mit den Defenses #15, #13 und #22. Wir erwarten nicht, dass die Falcons vor ihrer Bye 8-5 stehen, aber ein Record um .500 oder leicht darüber nach Week 13 erscheint mit Blick auf den Schedule keineswegs unwahrscheinlich. Damit würde man in einer schwachen NFC und insbesondere NFC South vor einem schwierigen Schlussprogramm wohl zumindest im Playoff-Rennen sein – und innerhalb dessen wird Arthur Smith kaum seinen Rookie-QB hineinschmeißen.

Ich denke also, dass es nur dann zu einem Wechsel kommt, wenn die nächsten Wochen schlechter laufen als erwartet und Mariota nicht nur meh spielt, sondern dir aktiv Spiele kostet. Das ist nicht ausgeschlossen, aber in der sehr reduzierten Rolle, in der ihn Smith aktuell einsetzt, musst du dafür schon einiges falsch machen. Anders gesagt: Ich würde nicht darauf wetten, dass wir Desmond Ridder diese Saison noch über ein ganzes Spiel sehen. Auch wenn ich das sehr gerne würde.

3. Enttäuschungen

Trotz positivem Trend gibt es natürlich ein paar Enttäuschungen. Wir wollen hier ein paar Spieler unter die Lupe nehmen, von denen man sich mehr erwartet hat – begonnen mit WR Bryan Edwards. Der Trade von Edwards war mit einem 5th-7th Round Switch nicht teuer und Edwards bewegte sich mit 571 Yards 2021 noch in der Region eines soliden WR3, ja vielleicht sogar WR2.

Seine Yards/Route Run und sein Receiving Grade ließen bereits nichts Gutes erahnen, hier war Edwards jeweils weit unterdurchschnittlich. Er konnte trotzdem solide Volume Stats aufweisen und war bei den Raiders mit 71% gespielten Snaps ein klarer Starter.

Bei den Falcons spielt Edwards hingegen, trotz sehr überschaubarer Konkurrenz, so gut wie keine Rolle. Mit einem Snap-Anteil von knapp 20% spielt Edwards hinter Drake London, Olamide Zaccheaus und KhaDarel Hodge nur die viertmeisten Snaps aller Falcons-Receiver und war zweimal gar ein healthy scratch.

In seinen 82 Snaps konnte Edwards 2 Catches für 12 Yards beisteuern, bei den Falcons ist er damit nur der Spieler mit den #11-meisten Receiving Yards – hinter 4 WR, 3 TEs und 3 RBs. Seine Yards/Route Run liegen bei unterirdischen 0.26 – da hat selbst blocking-TE Parker Hesse mit 0.62 mehr als doppelt so viele. Edwards dürfte über 2022 hinaus keine Zukunft bei den Falcons haben und selbst eine Trennung dieses Jahr erscheint nicht ausgeschlossen.

Wir wissen, dass AJ Terrell ein sehr guter Corner ist. Wir wissen auch, dass gerade Secondary-Spieler gerne mal größere Leistungsschwankungen erleben. Nach 7 Spieltagen hat Terrell aber doch zu wünschen übriggelassen und kann die exzellente Vorsaison bisher nicht bestätigen.

Sowohl sein Coverage Grade (51.2) als auch seine Yards Allowed/Target (7.3) oder sein Passer Rating Allowed (123.9) sind diese Saison unterdurchschnittlich und weit von den herausragenden Werten der letzten Saison entfernt. In den 6 Spielen, in denen er nennenswert Snaps gespielt hat, war sein bestes Coverage Grade eine 70.2 gegen die Browns.

Im letzten Jahr konnte er diese Marke in 9 von 16 Spielen übertreffen und hatte nur einmal in der ganzen Saison ein Coverage Grade von unter 50. Dieses Jahr sind es bereits 3 solcher Spiele – gegen die Saints, Bucs und 49ers.

Terrell’s Probleme lassen sich auch sehr gut so festmachen: Nach 7 Spielen (von denen er in den letzten beiden verletzungsbedingt kaum gespielt hat) hat er bereits 26 Catches für 308 Yards zugelassen. Im ganzen letzten Jahr waren es in 16 Spielen nur 27 Catches für 280 Yards! Terrell hat also bereits jetzt mehr Yards erlaubt als in der ganzen Saison 2021.

In der letzten Saison hat er außerdem in einem Spiel nie mehr als 32 Yards erlaubt (eine absurd gute Leistung), diese Saison hat er in 5 von 7 Spielen 40 Yards oder mehr erlaubt. Nur gegen die Browns und Bengals (in letzterem Spiel hat er nur 8 Snaps gespielt) ließ Terrell weniger zu als in seinem nach Yards schlechtesten Spiel 2021.

Das liegt sicher auch daran, dass er in einer verbesserten Secondary mehr Targets sieht und nicht mehr so gemieden wird. Aber auch Terrell’s Leistung darf wieder einen Schritt in die Richtung der herausragenden Saison 2021 machen, von der wir aktuell ein gutes Stück entfernt sind.

Die Entscheidung für Drew Dalman als starting Center erschließt sich uns weiterhin nicht ganz. Da ersetzt du deinen undersized zone-blocking Center mit Problemen in Pass Pro durch….einen undersized zone-blocking Center mit Problemen in Pass Pro (und schlechterem Run Blocking).

Ich verstehe den Gedanken zu schauen, was du an deinem 2nd year Player hast, besonders in einem Übergangsjahr. Nach 7 Spielen ist die Leistung von Dalman aber eher ein Rückschritt als ein Fortschritt gegenüber Matt Hennessy und Dalman der einzige wirkliche Schwachpunkt der O-Line. Center ist eine Position, auf der sich die Falcons langfristig umschauen müssen.

Auch noch nennenswert: Jake Matthews liefert trotz verhältnismäßig einfacher Assignments nur auf durchschnittlichem Niveau ab und wird seinem Ruf und auch seinem neuem Vertrag nicht gerecht.

Mykal Walker konnte die Gelegenheit als starting-LB bisher nur bedingt nutzen und ist als Run Defender schwach. Und Adetokunbo Ogundeji ist leider kein Edge auf NFL-Niveau.

4. Überraschungen

Wo es Enttäuschungen gibt, gibt es auch Überraschungen. Olamide Zaccheaus konnte sich seit 2019 in jeder Saison nach Yards steigern und ist auch 2022 auf dem besten Weg, seine Marke aus 2021 zu übertreffen. Nach 7 Spielen steht er bereits bei 74% der Receiving Yards aus dem Vorjahr und ist aktuell on pace für eine 46 Catches, 733 Yards-Season.

Zaccheaus wird 2022 mehr im Slot eingesetzt als 2021 – bisher verbringt er 61% seiner Pass Snaps im Slot, 2021 waren es 44%. Die Rolle kommt seinen Stärken als kleiner, shifty Slot-WR entgegen, und Zaccheaus liefert in dieser ab.

Er wird etwas tiefer angespielt, liefert aber auch mehr Yards after Catch als im Vorjahr (4.5 YAC 2022 vs 3.1 YAC 2021). Die krasseste Steigerung: Zaccheaus kommt auf mehr als doppelt so viele Yards/Route Run wie noch 2021!

Während sein Wert 2021 noch zu den deutlich schwächeren in der NFL gehörte, übertrifft er 2022 bisher gar Spieler wie Davante Adams oder CeeDee Lamb. Zaccheaus’ 2.54 Yards/Route Run sind Platz 5 unter Receivern mit mehr als 100 Pass Snaps, nur von Tyreek Hill, Stefon Diggs, Justin Jefferson und Jaylen Waddle übertroffen.

Seine 2.45 Target Separation bedeuten Platz #4 unter allen Receivern, seine 13.7 Yards/Target sind gar der zweithöchste Wert der NFL. Zaccheaus sieht nicht viele Targets (im Schnitt 3 pro Spiel, in keinem Spiel waren es mehr als 4), aber er macht in der kleinen Sample Size enorm viel aus ihnen. Auch sein Receiving Grade von 79.4 ist sehr gut und ein gutes Stück höher als im Vorjahr, damit liegt er 2022 im besten Viertel der Receiver.

Zaccheaus wird kein Ausnahme-Receiver in der NFL werden und die 2021er Version von Russell Gage dürfte mehr oder weniger der best case-Outcome sein. Aber wie auch Gage hat Zaccheaus eine sehr gute Entwicklung hingelegt, füllt seine aktuelle Rolle mehr als adäquat aus und hat gute Chancen, auch über 2022 hinaus als verhältnismäßig günstiger Receiver der Kategorie guter WR3 in Atlanta zu bleiben. London und Ridley outside, Zaccheaus im Slot – it could be way worse.

Eine weitere angenehme Überraschung ist Kaleb McGary. Nach drei Jahren unterdurchschnittlichem Tackle-Play, das nur phasenweise gut war, ist Skepsis angebracht, dass das im Alter von 27 Jahren McGarys großer Breakout ist. Aber: Bis jetzt schlägt sich McGary gut und man kann zum ersten mal behaupten, dass er ein zumindest durchschnittlicher Tackle ist.

Als Run Blocker war McGary schon immer ordentlich und liegt hier 2022 ziemlich genau auf dem guten Niveau, das er auch 2020 und 2021 gezeigt hat.

Sein Pass Blocking, McGarys große Problemzone der letzten Jahre, ist dafür aber verbessert. Ein Pass Block Grade von 61.2 bedeutet immer noch nur Rang 50 von 70 Tackles, ist aber bereits ein Fortschritt zu den Vorjahren. Auch sein Pass Block Grade bei True Pass Sets ist mit 60.9 zumindest durchschnittlich und höher als im Vorjahr (52.7).

In den 7 Spielen 2022 erlaubte McGary nur 6 Pressures, das entspricht einem Pressure alle 33 Snaps. Diesen herausragenden Schnitt wird er kaum halten können und das unterdurchschnittliche Pass Block Grade suggeriert hier auch schon, dass eine gewisse Regression bei den Pressures zu erwarten ist. Dazu bekommt er, wie auch Matthews, viel Hilfe durch Scheme und zusätzliche Blocker – Smith weiß, dass er McGary schützen muss.

Nichtsdestotrotz: McGary spielt bis jetzt stärker als 2021, wo er einen Pressure alle 15 Snaps erlaubt hat, und wirkt in Pass Pro stabiler. Wenn er das Niveau als durchschnittlicher Pass Blocker und leicht überdurchschnittlicher Run Blocker halten kann, haben die Falcons ein Sorgenkind weniger in der O-Line.

McGary hat sich möglicherweise doch noch einen unerwartet großen Contract im Bereich von 10Mio/Year verdient – wobei ich ihm diesen dann doch lieber bei einer anderen Franchise als den Falcons wünschen würde.

Eine weitere positive Überraschung, die mich ganz besonders erfreut: Richie Grant! Der Zweitrundenpick von 2021 erhielt letztes Jahr, zu unserer Frustration, kaum Spielzeit. Aber auch wenn er spielte, konnte Grant nur bedingt auf sich aufmerksam machen. In diese Saison ging Grant dann als klarer Starter – und konnte diese Rolle bisher rechtfertigen.

Grant wird vielseitig eingesetzt und erfüllt ziemlich genau die Rolle, für die wir ihn im Draft mochten. Er spielt viele Snaps tief, sieht aber auch als Box-Safety und im Slot seine Snaps und ist überall eine solide Besetzung.

Mit einem Coverage Grade von 67.0 ist er nach 7 Spielen der Safety #36 von 87. Seine Leistungen sind noch nicht herausragend und er hat, wie zuletzt gegen die Bengals, auch Wochen zum Abgewöhnen. Insgesamt spielt er aber auf einem Niveau, das auf ihn als Starter in den zukünftigen Jahren hoffen lässt – und das war nach seiner Rookie Season keinesfalls sicher.

Auch erwähnenswert: Elijah Wilkinson schlägt sich als LG bisher mehr als ordentlich, erlaubt einen Pressure nur alle 29 Snaps und ist eine deutliche Verbesserung zu Jalen Mayfield (zum Vergleich: Mayfield hat 2021 einen Pressure alle 11 Snaps zugelassen). Wilkinson’s Pass Block wie auch sein Run Block Grade sind jeweils in den Top 25 von über 70 Guards.

Tyler Allgeier und Caleb Huntley nutzen ihre Gelegenheit in Abwesenheit von Cordarrelle Patterson und überzeugen beide als toughe Runner.

Vor allem Allgeier sieht so aus, als könnte er durchaus der starting-RB für die Zukunft sein, nur an den großen Runs mangelt es ihm noch (nur 3 Runs von 10+ Yards in 70 Attempts, da hat selbst Najee Harris einen besseren Schnitt).

DT Ta‘Quon Graham hat in seinem zweiten Jahr einen klaren Sprung in Richtung durchschnittlicher Starter gemacht. Rookie Arnold Ebiketie zeigt gute Ansätze und kommt bereits auf einen respektablen Schnitt von einem Pressure alle 10 Pass Rush Snaps.

Und Darren Hall konnte in kleiner Sample Size als outside-CB gute Leistungen zeigen, die Hoffnung auf mehr machen. Hier werden wir nach der Verletzung von Casey Hayward in den kommenden Wochen genauer sehen, was man an Hall hat. Gegen die Bengals-WR tat er sich schwer, aber damit wäre er auch nicht der erste Cornerback.

5. Das blockende Einhorn

Die Saison von Kyle Pitts ist vielleicht der Aspekt der Falcons-Saison, der die größten Fragen aufwirft. Wie wurde aus dem #4th Overall Pick von 2021, der eine historisch gute Rookie-Season gespielt hat, aus dem Einhorn, aus dem Tight End der problemlos Receiver spielen könnte, ja wie wurde aus dem Dawson Knox?

Pitts kommt bisher nur auf die 19-meisten Yards aller TEs. Selbst wenn man das eine verpasste Spiel berücksichtigt, sind seine 30 Yards/Game weniger als der Schnitt von z.B. Tyler Higbee (50), Gerald Everett (44), Robert Tonyan (36) oder Tyler Conklin (33). Selbst Juwan Johnson, ein undrafted TE der Saints, von dem bei allem Respekt vor dieser Saison die wenigsten gehört haben werden, weist denselben Schnitt auf wie Ausnahmetalent Pitts.

Letztes Jahr stand Pitts nach seinen ersten sechs Spielen als Falcon bei 471 Yards, das sind 265% mehr als seine 178 Yards aus den ersten sechs Spielen 2022. In 5 der 6 Spiele 2022 blieb Pitts bei 25 Yards oder weniger. Letztes Jahr – als Rookie wohlgemerkt – hatte er in 17 Spielen nur zweimal diesen Wert untertroffen.

Aber woran liegt das? Sein Einsatzgebiet, ein bisschen provokant als das blockende Einhorn beschrieben, wird gerne kritisiert. Pitts spielt mit 27% mehr inline als letztes Jahr (22%) und weniger wide (29% 2022 vs 34% 2021), er wird also mehr als klassischer TE eingesetzt. Obwohl er es in Pass Pro sehr ordentlich macht – Pitts ist kein blocking-TE. Und selbst wenn er als dieser sehr gut wäre, draftest du dafür keinen TE an #4, egal wie man sich das schönreden möchte.

Aber gleichzeitig: Ein größerer Anteil der inline- und vor allem Pass Blocking-Snaps liegt maßgeblich am Spiel in Woche 1 gegen die Saints. Nach diesem wurde Smith zurecht für den Einsatz von Pitts kritisiert – und änderte es danach. Denn in den 5 darauffolgenden Spielen wurde Pitts sehr ähnlich eingesetzt wie 2021, spielte in den 5 Spielen zusammen weniger Pass Blocking Snaps als in Woche 1 und kam nie auf mehr als 28% inline-Snaps.

Man könnte Pitts noch mehr wide oder im Slot und weniger inline einsetzen. Ein Mark Andrews spielt zum Beispiel nur 12% inline, obwohl die Ravens ihr heavy Run Game ebenfalls mögen. Aber mit Drake London haben die Falcons jetzt im Vergleich zum Vorjahr einen X-Receiver (zu London weiter unten mehr) und Pitts‘ Einsatz entspricht zwar nicht dem eines Unicorn, aber er erhält trotzdem genug Snaps in klaren Receiving-Positionen.

Die Art und Weise, wie ihn Arthur Smith einsetzt, ist also maximal die Hälfte der 2022 wenig erfolgreichen Geschichte. Die andere Hälfte ist, dass Pitts‘ Leistungen dieses Jahr einfach noch nicht ansatzweise auf dem Niveau sind, das man sich erhoffen durfte. Einige Vergleiche zu seiner Rookie Season:

2022 // 2021

Receiving Grade: 69.8 // 82.3

Yards/Route Run: 1.53 // 2.02

Yards/Target: 6.14 // 9.59

Pitts sieht weniger Targets (2022: 4.83 Targets/Game, 2021: 6.29 Targets/Game) und knapp 5 Targets/Spiel sind für einen TE, den du in den Top 5 gedraftet hast, ohne Frage zu wenig. Pitts macht aus seinen Targets aber auch deutlich weniger. Mit seinem Yards/Target-Schnitt von 2021 wären bisher zumindest 278 Yards zu erwarten gewesen, Pitts steht bei 178.

Er ist als Ausnahmeathlet zu wenig offen, das ist ein Problem das sich auf Tape durchzieht. 1vs1 schafft er es selten, nennenswert Separation zu kreieren. Dass er mit Mariota keinen QB hat, der sonderlich darauf aus ist, Würfe in enge Fenster zu nehmen, hilft hier sicher nicht – und Pitts konnte auch nur 2 seiner 8 Contested Catches-Situationen fangen.

Aber Pitts muss bei seinen Routes mehr und häufiger offen sein, wenn er mehr Targets sehen will. Das Potential dazu ist fraglos vorhanden, Pitts hat sowohl Geschwindigkeit als auch Wendigkeit, um ein herausragender Route Runner zu sein. Und wir wissen aus 2021, dass Pitts auf NFL-Niveau ein sehr guter receiving-TE sein kann. 2022 hat er das bisher kaum gezeigt, hier nur in der Preseason.

Pitts muss sich klar steigern, das steht außer Frage. Aber auch Arthur Smith muss bei allem Lob Wege finden, um Pitts Potential auszuschöpfen – auch ganz unabhängig davon, ob er jetzt wide, Slot oder inline spielt. Denn das Pitts mehr kann als der TE #19 hinter Juwan Johnson oder Tyler Conklin zu sein, da dürften wir uns alle einig sein.

6. Drake London

Was die Falcons mit ihrem #8 Pick 2022 machen sollten, war viel diskutiert – Terry Fontenot entschied sich entgegen der vielen Forderungen nach Verstärkung für die Defense für einen Receiver. Drake London war die Wahl – und nach 7 Wochen ist sein Pick als klarer Erfolg zu werten. London hat sich im Prinzip ab Woche 1 als klarer WR1 der Falcons etabliert.

Das hat London allerdings nicht nur mangels Konkurrenz, sondern auch weil er der Rolle gewachsen zu sein scheint. In seinen Total Stats drückt sich das nicht direkt aus, hier ist London nach Week 7 mit 315 Yards nur der WR #42 in der NFL. Das liegt aber mehr am run-heavy-Design der Falcons-Offense und nicht an seiner Leistung.

Denn London’s Yards/Route Run sind mit 2.03 bereits sehr gut und auf dem Niveau von Ja’Marr Chase oder DK Metcalf. Sein PFF Receiving Grade von 83.5 ist sogar Platz #5 in der NFL, nur hinter Tyreek Hill, Stefon Diggs, Cooper Kupp und AJ Brown.

London wird vor allem intermediate viel eingesetzt und ist dabei sehr effektiv, ziemlich genau die Hälfte seiner Yards hat er bei Targets mit 10-19 Yards Tiefe gesammelt. Das ist genau die Target-Tiefe, für die Arthur Smith in Tennessee berühmt war und in der er zum Beispiel AJ Brown sehr gut eingesetzt hat.

Während London sich gegen Man Coverage noch etwas schwertut, ist er gegen Zone bereits sehr stark und sammelt hier 87% seiner Yards. Sein Receiving Grade gegen Zone Coverage ist mit 87.7 das zweitbeste in der NFL, nur hinter Justin Jefferson. Seine Yards/Route Run von 2.64 vs Zone sind #7 unter WR mit mehr als 10 Targets.  

London spielt seine Stärken als physischer Receiver aus und hat bereits ein sehr gutes Gefühl dafür, wie er sich für Targets positionieren kann. Als Contested Catch-Receiver hat er sogar noch Luft nach oben, das war eine seiner großen Stärken am College. 4 Contested Catches (bei 11 Targets) sind bisher deutlich weniger als von Contested Catch-Spezialisten wie Mike Williams, Courtland Sutton oder Mike Evans.

Auch nach dem Catch weist London mit im Schnitt 4.0 YAC einen durchschnittlichen Wert auf, seine Target Separation ist mit 1.45 nur #74 in der NFL. Aber London versteht es bereits, auf NFL-Niveau zu gewinnen, ist trotz seiner Größe durchaus agil und vielleicht kein shifty, aber ein effektiver Route Runner.

London wird am Ende der Saison aufgrund der low volume Passing Attack wohl keine außerordentlichen Stats aufweisen, aktuell ist er on pace für eine 63 Catches, 765 Yards-Saison.

Aber London ist bereits jetzt ein sehr guter NFL-Receiver und hat dabei gegen Man Coverage, bei Contested Catches und nach dem Catch mit seiner Physis noch einiges an Luft nach oben. Das ist das, worauf es letztendlich ankommt – und warum Falcons-Fans mit dem London-Pick aktuell sehr glücklich sein dürfen.

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