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5 Tops & 5 Flops aus 2021

Die Falcons spielten eine spektakulär unspektakuläre Saison als eines der schlechteren Teams im Nirgendwo der NFL. Da ist es kein Wunder, dass es Falcons-Spieler schwer hatten, ins Rampenlicht zu kommen, und ein All-Pro-Corner es nicht einmal in den Pro Bowl schaffte.

Es gab nichtsdestotrotz ein paar Falcons-Spieler, die uns 2021 positiv überrascht und eine starke Saison gespielt haben, und genauso gab es Spieler, die ihre mehr oder weniger hohen Erwartungen nicht erfüllen konnten. In diesem Artikel wollen wir 5 gute und 5 schlechte Saisons von Falcons-Spielern unter die Lupe nehmen und einen Ausblick auf die Rolle dieser Spieler in der kommenden Saison wagen.

Top #1: AJ Terrell

Man kann sehr solide Argumente dafür finden, dass AJ Terrell 2021 der beste Corner der NFL war. Und wenngleich es selbstverständlich noch andere sehr starke Kandidaten gibt – Jalen Ramsey, Darius Slay oder JC Jackson – so sollte es doch Consensus sein, dass Terrell mindestens ein Top 10, eher Top 5 – Corner war. Das ist in seinem zweiten Jahr enorm beeindruckend, und es ist für die Falcons-Secondary ein sehr wichtiger Baustein, um den sie sich erst einmal keine Gedanken machen müssen. 

Terrell war super sticky in Man Coverage und quasi die Definition eines Lockdown Corners. Er ließ sehr wenig Separation zu und wurde von gegnerischen QBs konsequent gemieden. Er mag nicht die Interception-Zahlen eines Trevon Diggs haben, das muss er aber auch nicht, weil er auch ohne die ganz großen Turnover-Zahlen enorm wertvoll ist. Die Hauptaufgabe eines Corners, das Covern und Yards verhindern, hat er so gut wie kaum ein anderer erledigt.

Sein Run Defense Grade war dieses Jahr ein Stück schwächer und nur durchschnittlich – nachdem Terrell dort in seiner Rookie-Saison überzeugen konnte und generell ein guter Tackler und physischer Corner ist, muss man sich darum aber keine Sorgen machen. 

Kritikpunkte an Terrell’s Saison finde ich kaum. Am ehesten, aber das ist keine Kritik an seiner Leistung, wäre da noch zu nennen, dass seine sehr wenig zugelassenen Yards auch daran liegen, dass die Falcons-Secondary abgesehen von Terrell eine Ansammlung von Role-Playern war und es deswegen für gegnerische QBs logisch war, Terrell zu meiden. In einer stärkeren Secondary hätte er mit derselben Leistung vermutlich einige Yards mehr (verhältnismäßig aber immer noch wenig) aufgegeben. 

Sieht man von QB gab, gibt es keine Position, die laut PFF’s WAR wesentlich wertvoller ist als Corner. Hier einen erst 23-jährigen Spieler zu haben, der noch zwei Jahre auf Rookie Contract + 5th year option hat und bereits jetzt zu den besten auf seiner Position zählt, ist extrem hilfreich und eine der wenigen Entscheidungen, die Dimitroff in seinen letzten 3-4 Jahren bei den Falcons genailt hat. 

Flop #1: Grady Jarrett

Ich möchte bei den Flops gleich kontrovers beginnen. Ja, Grady Jarrett war 2021 im Vergleich mit anderen Spielern seiner Position immer noch ein guter DT. Er war außerdem der mit Abstand beste D-Liner der Falcons. Und trotzdem empfand ich seine Saison als enttäuschend. Nachdem sein PFF-Grade 2020 schon leicht schwächer war als 2018-2019, seinen beiden wohl stärksten Jahren, ließ er 2021 noch einmal deutlich war.

Ein Grade von 67.2 bedeutete Rang #32/110 interior D-Linern. Auch sein Pass Rush und Run Defense Grade isoliert betrachtet waren außerhalb der Top 30. In PFF’S WAR (die aber vermutlich stark mit den Grades korreliert ist) ist Grady nicht in den Top 10 der DT mit dem höchsten WAR-Wert zu finden. Auch der Eye Test zeigte einen Grady Jarrett, der nur noch deutlich seltener auffiel. 

Bemerkenswert ist, dass Jarrett 2021 weiterhin unter den Top 10 DT in der Pass Rush Win Rate nach ESPN war. Platz 5 und eine Pass Rush Win Rate von 15% zeigen, dass er immer noch ein sehr guter Spieler ist. Aber auch in dieser Metrik hinkt er seinen Leistungen von 2020, als er mit 19% Platz 3 bei der Pass Rush Win Rate belegte und zusätzlich auch in der Run Stop Win Rate auf Platz 9 lag, ein Stück hinterher. 

Grady war keineswegs schlecht, aber er hatte seine schwächste Saison seit einigen Jahren. Woran kann das liegen? Er hatte wieder einmal sehr wenig Hilfe von seinen Teamkollegen, das war allerdings die letzten Jahre auch schon so. Dazu scheint Grady kein optimaler Scheme Fit für die Defense von Dean Pees zu sein.

Nachdem es Grady’s nach PFF-Grade schlechteste Saison seit 2016 war, besteht sicher Hoffnung, dass das ein negativer Ausreißer war und er sich 2022 wieder etwas steigern kann. Die D-Line um ihn herum kann kaum schlechter werden, insofern kann er dort vielleicht auch etwas mehr Hilfe erwarten. Gleichzeitig wird die Line höchstwahrscheinlich weiterhin nicht besonders gut sein, das Scheme bleibt dasselbe und jünger wird Grady auch nicht. 

Mit nur noch einem Jahr Vertrag, einem Cap Hit von 24 Mio und einem Falcons-Team, das erneut vor einer Saison im Nirgendwo steht, sollte ein Trade eine sehr realistische Option sein. Sollten die Falcons noch einen 2nd Rounder bekommen können, optimalerweise einen Top 50 Pick, wäre das finde ich ein guter Deal. So könnten die Falcons auch 16 Mio sparen und benötigten Cap Space freischaufeln.

Grady wird nicht jünger, ein neuer Vertrag teuer und seine Leistungen haben 2021 deutlich nachgelassen. Auch wenn Grady neben seinem sportlichen Wert auch eine Locker Room Presence und Sympathieträger ist, wäre ein Trade beim passenden Angebot meiner Meinung nach die beste Option für die Falcons. 

Top #2: Kyle Pitts

Eine positive Überraschung war die Saison von Kyle Pitts in diesem Sinne nicht direkt – die Erwartungen an ihn als Rookie waren irre hoch. Aber allein die Tatsache, dass er diese Erwartungen erfüllen konnte, ist bereits bemerkenswert. Er ist der erste TE seit Mike Ditka vor gut 60 Jahren, der als Rookie 1.000 Receiving Yards erreichen konnte – und war damit nur hinter Mark Andrews und Travis Kelce auch der TE mit den drittmeisten Yards in der gesamten NFL 2021. In der Falcons-Offense war er nach dem gesundheitlichen Fehlen von Calvin Ridley die Nr. 1 Option für Matt Ryan. 

Als Receiver trat Pitts so dominant auf, wie man es sich erhoffen konnte. Er ist ein Mismatch gegen im Prinzip jeden Defender – viel zu schnell und agil für Linebacker, zu groß und physisch für Corner. Pitts bewegt sich wie ein großer WR, und die Falcons haben ihn häufig auch so eingesetzt und ihn die Rolle als X-Receiver spielen lassen. Mit 238 Snaps verbrachte er circa 31% seiner Snaps Out Wide, weitere 286 Snaps im Slot (37%) und 248 Snaps (32%) als klassischer inline-TE. Zum Vergleich: Mark Andrews spielte 15% Out Wide, Travis Kelce 24% und Mike Gesicki, der von den Dolphins auch eher wie ein großer WR behandelt wird, 30%. 

Pitts ist einfach schon ein sehr kompletter Receiver. Sein Route Running ist bereits sehr smooth, Drops sind eine Seltenheit und als Athlet ist er sowieso herausragend. Nicht nur nach Overall Stats schnitt Pitts sehr gut ab: Sein Overall Grade war #5 unter TE’s, sein Receiving Grade #6. Und das alles in einer Saison, die er als 20-jähriger begonnen hat. 

Schwächen hat er noch im Run Blocking, was für uns auch aus dem College kommend ein Fragezeichen war. Hier belegt er mit einem unterdurchschnittlichen Grade von 55.6 Platz #54 unter 75 TEs und hat noch viel Luft nach oben. Wie stark das ins Gewicht fällt, hängt vor allem von seiner Rolle ab – Arthur Smith lässt seine TEs grundsätzlich gerne und viel blocken, Pitts hatte aber eher die Rolle als großer Receiver inne und ihn primär zum Blocken aufzustellen wäre sowieso Verschwendung. Insofern sollte es kein größeres Problem darstellen, solange sein Blocking zumindest okay ist. 

Trotz über 1.000 Yards hat Pitts keinen einzigen TD auf amerikanischem Boden erzielt – seinen einzigen Score fing er in London. Da wird im zweiten Jahr sicher mehr zu erwarten sein, aber TDs sind ein Stat, der relativ fluky ist und nicht allzu viel auszusagen hat.

Dazu war Pitts eher eine Big Play Waffe als der konstante Faktor im Passing Game – bei 3 von 17 Spielen mit 6+ Catches besteht noch Luft nach oben (zum Vergleich: Travis Kelce oder Dalton Schultz hatten 8 solcher Spiele). Hier ist gerade auch die Erwartung an Arthur Smith, Pitts noch häufiger einzubinden. 

Diese kleinen Mängel ändern aber nichts daran, dass Pitts‘ Saison als Rookie enorm beeindruckend war. Er war bereits jetzt ein 1.000 Yards-TE – und das als 21-jähriger, obwohl er noch ein größerer Faktor sein könnte und Luft nach oben hat. Ob Pitts nun der optimale Pick war, kann man mit Chase, Parsons, Fields und Mac Jones innerhalb der nächsten 11 Picks auch ein Jahr später noch diskutieren. Aber die Falcons haben sich hier jedenfalls ein Ausnahmetalent geholt, der als Rookie historische Zahlen aufgelegt hat und auf Jahre einer der besten TEs der NFL sein sollte. 

Flop #2: Deion Jones

Jones war vermutlich der offensichtlichste Flop und die für mich persönlich größte Enttäuschung der Saison. Einmal einer der besten Linebacker der NFL, der sich durch seine Athletik und sehr starke Cover-Fähigkeiten ausgezeichnet hat, war Jones 2021 nur noch ein Schatten seiner selbst. Seine Run Defense war regelmäßig unterirdisch – sowohl Eye Test als auch PFF Grade (35.0, #76/86 LB) zeichnen nicht nur das Bild eines schlechten Tacklers, sondern auch eines Spielers, der regelmäßig unmotiviert oder vorsichtig bei Tackle-Versuchen schien. 

Auch seine eigentlich vorhandenen Cover-Fähigkeiten schien Jones 2021 verloren zu haben. Nach PFF war er in dieser Kategorie gar der schlechteste Linebacker der NFL. Sein tiefrotes Overall Grade von 34.6 entspricht Platz 81 von 87 LB. Nun sind die PFF-Grades bei Linebackern generell etwas komisch und mit Vorsicht zu betrachten, aber ein so unterirdisches Grade kommt nicht von ungefähr – und bestätigt vor allem das, was man als Zuschauer sehen konnte. 

Obwohl Jones erst 27 ist, scheint er einfach einen Step verloren zu haben. Das kann natürlich auch nur ein negativer Ausreißer gewesen sein, aber die Zeichen deuten dahin, dass Jones schlichtweg nicht mehr das Niveau von früher hat. Da kommt es unpassend, dass die Falcons seinen Vertrag in der letzten Offseason noch so restructured hatten, dass sie ihn dieses Jahr quasi nicht cutten können bzw. dabei pre-June sogar Cap Space verlieren würden.

Ein Trade könnte zumindest etwas Cap freischaufeln, gleichzeitig werden die Interessenten nach der Saison wohl kaum Schlange stehen. Mehr als einen 5th Rounder kann ich mir als Trade-Gegenwert nicht vorstellen, und selbst da ist fraglich, ob man diesen bekommt. So muss man hoffen, dass entweder ein Team irgendetwas für ihn traden will oder dass er sich, wenn er bei den Falcons bleibt, 2022 wieder steigern kann. Das einzig Positive: Mit Mykal Walker haben die Falcons bereits einen talentierten potentiellen Nachfolger für Jones in den Startlöchern. 

Top #3: Cordarrelle Patterson

Der dritte und für mich letzte eindeutige Kandidat für die Top-Auflistung ist Cordarrelle Patterson. Er war eine absolute Überraschung, und das im besten Sinne. Der von mir häufig gescholtene Arthur Smith war der erste Playcaller, der Patterson’s Skillset wirklich effektiv in der Offense einsetzen konnte. So kam Patterson auf insgesamt über 1.166 Scrimmage Yards, tatsächlich die meisten aller Falcons-Skill-Spieler. Und während Patterson mit 153 Carries und 618 Yards der Lead Back der Falcons war, hatte er seinen Wert eindeutig als Receiver. 

Patterson fing Bälle aus dem Backfield, wurde von Smith aber auch in den Slot oder Out Wide gestellt. So bekam Patterson, der als Receiver aus dem College kam, viele Mismatches und war mit seiner Physis, seinem Speed und seinen Yards after Catch – Fähigkeiten eine echte Waffe im Passing Game. Dabei fing er auch tiefe Bälle, war keineswegs nur die klassische Dump-Off-Option und legte mehrere Big Plays auf, die der Falcons-Offense dieses Jahr oft fehlten. Mit einem Receiving Grade von 91.4 war er dementsprechend auch der stärkste von 58 RBs, und nur hinter Austin Ekeler der RB mit den meisten receiving yards. 

Als Runner war Patterson hingegen eher durchschnittlich bis unterdurchschnittlich. Zwar war er stärker als Mike Davis, ein Run Grade von 64.7 bedeutet trotzdem nur Platz 46 von 54 RBs. Gemäß dem Model von Next Gen Stats holte er etwas mehr Rushing Yards als anhand der Qualität seiner Möglichkeiten zu erwarten gewesen wäre.

Als Rusher hätte ich mir besonders after contact etwas mehr von ihm erwartet: 1.9 Yards after contact/per rush bedeuten eher Mittelmaß (wenngleich auch prominente RBs wie Joe Mixon, Dalvin Cook oder Antonio Gibson nicht über diese Marke hinauskamen). Insgesamt 7 Broken Tackles, oder 21.9 Attempts/Broken Tackle sind ebenfalls kein besonders guter Wert (ironischerweise schafft auch Derrick Henry nur diesen Durchschnitt), mit dem er deutlich hinter der Ligaspitze anzufinden ist (die bei ~10 Attempts/Broken Tackle liegt).

Für einen gelernten Receiver ist das immer noch keine schlechte Bilanz, aber als Rusher ist Patterson eben nur okay. Seinen Wert hat er eindeutig als Receiver. Die Frage ist, wie viel ist den Falcons sein Skillset wert? Patterson wird verständlicherweise mehr wollen als den Vertrag über 1 Jahr, 3 Mio, den er in der vergangenen Offseason erhalten hat. Gleichzeitig haben die Falcons erneut nur wenig Cap Space und viele Needs. Zuletzt klang Terry Fontenot bezüglich einer Patterson-Verlängerung eher verhalten. 

Berücksichtigen sollte man auch, dass Patterson 31 wird und in der zweiten Saisonhälfte als Receiver deutlich nachgelassen hat. Konnte er in den ersten 8 Wochen 5 Spiele mit 50+ Receiving Yards verbuchen, so kam er ab Woche 9 nicht mehr über 27 Receiving Yards in einem Spiel hinaus. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass sich die gegnerischen Defenses im Laufe der Saison deutlich besser auf ihn und seine Rolle eingestellt haben. 

Für wie viel man Patterson nun verlängern würde hängt vermutlich auch an seinem emotionalen Wert. Patterson ist ein Fanliebling, und das nicht nur aufgrund seiner sportlichen Leistungen, sondern weil er auch neben dem Platz als absoluter Sympathieträger auftritt – und nebenbei seit Wochen die Werbetrommel für einen neuen Vertrag bei den Falcons schlägt. Und was mögen Fans (verständlicherweise) lieber als einen Spieler, der gerne bei der eigenen Franchise ist. 

Rein sportlich wäre für mich die vertretbare Grenze wohl ein Vertrag über 1 Jahr, 4-5 Mio. Ich vermute, dass Patterson mehr will und sich eher 6-7 Mio oder auch einen längeren Vertrag vorstellt. PFF projected ihm einen Vertrag über 2 Jahre, 12 Mio, was mir persönlich zu viel wäre. Ich hoffe, dass sich die Falcons und Patterson auf einen neuen Vertrag in einem vertretbaren Rahmen einigen können, und würde ihn sehr gerne weiterhin in Atlanta sehen – ohne Bauchschmerzen wegen seinem Vertrag haben zu müssen. 

Flop #3: Jalen Mayfield

Ja, auch Mayfield darf natürlich nicht fehlen. Obwohl oder gerade weil er eine tolle Meme-Vorlage für unsere Falcons-Impfkampagne war, fällt er in die Kategorie der Flops.

Mayfield kam als 3rd Rounder zu den Falcons, durfte/musste direkt starten – und war leider einer der schlechtesten Guards der NFL. So richtig überraschend kam das nicht: Mayfield ist gelernter Tackle, und während ihn viele als Guard in die NFL projected haben, so ist die Position neu für ihn. Am College hat er von 2018-2020 keinen einzigen Snap als Guard gespielt. Dazu war er auch als Tackle noch eher roh und wurde vor allem wegen seiner Tools hoch gehandelt – obwohl Mayfield selbst für einen Guard nicht wie ein herausragender Athlet testete.

Bereits nach den Berichten aus dem Training Camp und der Preseason war abzusehen, dass es Mayfield als Rookie sehr schwer haben würde. Dieser Eindruck bestätigte sich in Woche 1 direkt eindrucksvoll mit einem Pass Block Grade von 1.4. Über die Saison hinweg konnte Mayfield sich dann zumindest ein wenig steigern, war aber trotzdem ein konstanter Unsicherheitsfaktor. Er schloss die Saison mit einem Pass Block Grade von 27.6  ab – das schlechteste unter allen 80 bewerteten Guards. Dazu erlaubte er als Guard 11 Sacks – das ist einsame Ligaspitze und ein beeindruckend schlechter Wert. 

Insgesamt war Mayfield mit einem Overall Grade von 49.2 immerhin etwas besser und nicht der schwächste Guard der Liga. Das liegt an seiner Fähigkeit als Run Blocker – hier schnitt er mit einem Grade von 66.9 (#32/80) sogar leicht überdurchschnittlich ab. Das ist ein Funken Hoffnung, aber solange Mayfield als Pass Blocker so katastrophal ist, ist es egal.

Der Spieler mit den viertmeisten offensive Snaps bei den Falcons hatte als Rookie leider kein NFL-Niveau. Ein Teil des Fehlers liegt hier sicherlich auch bei den Falcons – und damit meine ich gar nicht den Pick, der nach dem ersten Jahr natürlich unterirdisch aussieht, sondern die Tatsache, dass die Falcons keine taugliche Alternative als Guard hatten, die Mayfield hätte ablösen können. 

Man kann hoffen, dass Mayfield dieses für ihn sehr bittere Jahr zum Lernen genutzt hat und im zweiten Jahr einen deutlichen Fortschritt macht. Nicht wenige interior O-Liner tun sich als Rookie schwer, und besonders solche, die auch noch die Position wechseln mussten – Mayfield hatte wirklich keine einfache Situation. Die Falcons sollten nichtsdestotrotz aus ihrem Fehler lernen und diese Offseason unbedingt dafür sorgen, dass Mayfield nicht konkurrenzlos starten muss und es eine vernünftige Alternative gibt, wenn er nicht so entwickelt wie erhofft. 

Top #4: Chris Lindstrom

Die Saison von Chris Lindstrom war keine direkte Überraschung, ist aber doch eine positive Notiz wert. Lindstrom wurde 2019 als Pick #14 von den Falcons gedraftet und kam als verhältnismäßig sicheres Guard-Prospect und ausgezeichneter Athlet in die NFL. Seit seiner Rookie-Season, die bereits ordentlich war, konnte sich Lindstrom mit jedem Jahr steigern und war 2021 schließlich mit einem Overall Grade von 83.7 der sechstbeste Guard (von 82 bewerteten) in der NFL. 

Seine Lorbeeren verdient sich Lindstrom hauptsächlich als Run Blocker. Hier legte er 2021 ein herausragendes Grade von 87.6 auf, das fünftbeste unter allen Guards. Als Pass Blocker ließ er keinen Sack zu, war mit einem Grade von 65.3 aber trotzdem nur oberer Durchschnitt. Hier war er 2020 ein Stück stärker, setzt damit aber seinen persönlichen Trend fort – bisher war er in jeder NFL-Saison als Run Blocker stärker als als Pass Blocker. Bei ESPN ist er bei der Pass Block wie bei der Run Block Win Rate nicht in den Top 10 zu finden. 

Während ich mir im Pass Blocking noch mehr von einem Top 15-Pick erhoffe, so ist Lindstrom doch der vermutlich stärkste Falcons O-Liner und entwickelt sich wirklich gut. Kann er 2022 sein Pass Blocking in ähnliche Höhen treiben wie sein Run Blocking, wäre das der nächste Entwicklungsschritt, den er auf dem Weg zu einem absoluten Top-Guard benötigt. Gleichzeitig ist er bereits jetzt eine angenehme Konstante und nebenbei auch ein guter Scheme Fit für die Offense von Arthur Smith. 

Flop #4: Hayden Hurst

So gut der Trade von Mohamed Sanu für die Falcons war, so leichtfertig schenkte Thomas Dimitroff den gewonnenen 2nd Rounder wieder her. So einen Trade-Gegenwert für Hayden Hurst zu zahlen war nicht nur damals sehr fragwürdig, es sieht in Hindsight noch schlechter aus. Nach zwei enttäuschenden Jahren bei den Falcons stehen die Zeichen bei Hurst, dessen Vertrag ausläuft, auf Trennung. 

Dabei war vor der Saison die Hoffnung gegeben, dass Hayden Hurst unter Arthur Smith, ehemaliger TE-Coach und ein Fan von 12- oder 13-Personnel, deutlich besser sein würde. Doch Hurst, der seine Stärken eher als Receiver aus dem Slot hat, war kein guter Fit für die Smith-Offense. Hurst wurde zwar auch mal Wide oder im Slot aufgestellt, aber nachdem Pitts bereits die Rolle als klarer receiving TE besetzte, blieb Hurst bei über 55% seiner Snaps nur die wenig passende Rolle als inline-TE. 

Hurst verpasste ein paar Spiele verletzungsbedingt, aber die 221 Yards, die er verbuchen konnte, sind auch in 12 Spielen ein enttäuschender Wert. Pro Spiel kam Hurst auf circa 2 Catches und 18 Yards – nicht die Bilanz eines TEs, für den man einen 2nd Rounder hingelegt hat, und der ursprünglich sogar ein First Rounder war.

Sein PFF Grade fällt mit 55.3 ebenfalls schlecht aus, damit war er TE #59/70. Auch Receiving Grade und Run Block Grade isoliert betrachtet sind jeweils unterdurchschnittlich. Es war klar, dass Hurst nur TE #2 hinter Pitts sein würde, aber man konnte doch hoffen, insbesondere bei einem schwachen WR-Room, dass Hurst ein etwas größerer Faktor in der Offense sein würde. 

Eine Verlängerung macht für beide Seiten keinen Sinn, Hurst wird höchstwahrscheinlich eine andere Offense bzw. Rolle und Arthur Smith einen anderen Typ TE wollen. Und während Hurst vermutlich ein ordentlicher TE #2 sein kann, so erscheint es mit 28 Jahren unwahrscheinlich, dass er sich noch nennenswert weiterentwickelt.

Vielleicht bekommen die Falcons durch seinen Abgang noch einen Late Rounder als Compensatory Pick (sofern Hurst überhaupt einen Vertrag bekommt, der deutlich über Veteran Minimum hinausgeht) – dann hätten die Falcons neben größtenteils enttäuschenden zwei Jahren Leistung zumindest noch irgendwas für ihn zurückbekommen. 

Top #5: Russell Gage

Während die Wahl hier auch ein wenig aus Mangel an Alternativen auf Gage fällt, so sollte dessen Saison nichtsdestotrotz nicht unerwähnt bleiben. Mit dieser hat er mich nämlich durchaus positiv überrascht. Gage wurde nach dem Fehlen von Ridley zum WR #1 der Falcons und erhielt hinter Kyle Pitts die meisten teaminternen Targets.

Herausgesprungen sind 66 Catches für 770 Yards und 4 TDs – nach Yards war er damit der WR #39 der vergangenen Saison. Dazu verpasste Gage drei Spiele – auf 17 Spiele hochgerechnet wäre Gage mit derselben Effizienz auf 935 Receiving Yards gekommen. Auch sein PFF-Grade war gut: Sein Receiving Grade von 76.0 bedeutet Platz 30 unter 117 Receivern. 

Vor allem in der zweiten Saisonhälfte fand sich Gage gut ein in Smith’s Offense. Von Woche 1 bis Woche 10 war Gage WR #91/103 mit einem weit unterdurchschnittlichen Receiving Grade von 57.4 und #86/103 in Yards Per Route Run mit 1.04. Er konnte in der Zeit ca. -13 Total EPA auf seinen Tagets generieren, was 271. von 272. Spielern mit 10 oder mehr Targets in dem Zeitraum bedeutete.

Ab Week 11 dann ein komplett anderes Bild: Hier war Gage #9/110 WR in Receiving Grade (84.1, knapp hinter Ja’Marr Chase) sowie #9/110 in YPRR (2.56). Er war auch 17. von 238 Spielern (min. 10 Plays) mit ca. 24 Total EPA. In der Zeit hat er auch mehr Targets, Yards, YPRR und bessere Receiving und Offense Grades als alle anderen Falcons-Skill-Position-Spieler gesammelt – inklusive Kyle Pitts.

Auffallen tut Gage trotz vieler Targets und Catches nur selten, und wenn dann meistens bei einem seiner Madden-artigen und selten erfolgreichen Versuche, durch Hurdles oder ähnliches YAC zu generieren.

Gage ist ein sehr solider Receiver, der wenige Sachen richtig gut, aber viele sehr ordentlich macht. Gage hatte nur 8 Catches von über 20 Yards (zum Vergleich – Pitts hatte 16), dafür aber immerhin 37 Catches für ein neues 1st Down. Er hat seine Stärken klar über kurze oder mittlere Distanzen, und während er nur selten explosive Plays generiert, ist er eine verlässliche Anspielstation.

Er ist ein guter Route Runner, der regelmäßig Separation kreiert, hat trotz ein paar Drops 2021 grundsätzlich gute Hände und ist ziemlich agil. Er ist nicht der Typ WR, der deine Offense verändert, und der Rolle als WR #1, in die er zwangsweise für größere Teile der Saison fiel, ist er nicht gewachsen. 

Und trotzdem übertraf Gage, ein ehemaliger Sechstrundenpick, die Erwartungen, und kommt nun im zweiten Jahr in Folge auf 750+ Receiving Yards. Die Rolle als WR #3 in einer Offense, in der er größtenteils im Slot spielen kann, sollte gut zu ihm passen. Sein Rookie Contract läuft aus, und er dürfte sich mit seinen letzten beiden Saisons eine gute Menge Geld verdient haben.

PFF projected ihm einen Vertrag über 4 Jahre und 30 Millionen. Obwohl die Falcons dringenden WR-Need haben, bin ich mir nicht sicher ob es mir das Geld wert ist. Einerseits ist Gage eher ein Target über kurze Distanzen, bietet nur wenig explosive plays und spielt eine Rolle, die ich für relativ replacable halte. Andererseits war seine Leistung in der zweiten Saisonhälfte sehr stark, die Falcons brauchen Receiver und haben vermutlich nicht den Cap Space für die Kategorie Michael Gallup oder Allen Robinson.

Daher tendiere ich inzwischen auch dazu, einem neuen Vertrag für Gage bei den Falcons im Bereich von 7-8 Mio/Jahr positiv gegenüber zu stehen.

Flop #5: Kaleb McGary

Auch der zweite O-Line-First Round Pick von 2019 findet sich auf dieser Liste wieder – leider ist Kaleb McGary im Gegensatz zu Chris Lindstrom aber unter den Flops. Für McGary tradeten die Falcons extra in die erste Runde an #31 hoch und gaben dafür ihren Second und Third Rounder auf. McGary war als Prospect noch lange kein fertiger Spieler und hatte eine niedrige Baseline, dazu war er bereits verhältnismäßig alt. Er brachte aber immerhin viel athletisches Upside mit, auf das man hoffen konnte. 

Er verbesserte sich auch im Vergleich zu seinem schwachen Rookie Year, aber leider nicht ausreichend. Besonders der oft erwartete Schritt von Year 2 zu Year 3 blieb aus und seine Leistung stagniert. Dazu ist McGary inzwischen bereits 27 Jahre alt und die Hoffnung, dass er noch einmal einen großen Sprung nach vorne machen wird, schwindet. Er deutet immer mal wieder sein Potential an, aber ist insgesamt einer der klar schwächeren starting NFL-Tackles. Während er als Run Blocker in Ordnung bis gut ist, ist sein Pass Blocking eine Liability. Das war die größte Sorge seitdem er gepickt wurde, und leider hat sich nicht viel getan. 

2021 wies McGary ein Pass Blocking Grade von 50.6 auf, damit rangiert er sich auf #72 unter 80 Tackles ein. 9 erlaubte Sacks sind die zweitmeisten aller Tackles in der NFL. Das ist ein Rückschritt zu 2020, als er als Pass Blocker zumindest mehr oder weniger durchschnittlich war. Auch sein Overall Grade ging daher 2021 trotz verbessertem Run Blocking leicht zurück. Auf Tape fällt McGary immer noch zu oft durch eine wilde Technik auf und zeigt viel zu selten seine Athletik. 

Right Tackle ist vermutlich nicht das größte Problem der Falcons und McGary auch nicht der schlechteste Starter. Eine eindeutige Schwäche ist er trotzdem, und er geht in sein letztes Vertragsjahr – die Frage nach der Fifth Year Option stellt sich mittlerweile gar nicht mehr. Es kann gut sein, dass die Falcons in der Free Agency oder im Draft etwas auf Tackle machen, um McGary zu ersetzen oder zumindest Konkurrenz zu bieten. Ansonsten wird er vermutlich einfach sein letztes Jahr starten und wir müssen hoffen, dass er zumindest ein wenig besser als 2021 spielt. 

Honorable Mentions

Tops: Younghoe Koo, Jaylinn Hawkins

Flops: Mike Davis, Dante Fowler, Steven Means, Tyeler Davison

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