Für einen erstaunlich billigen Preis von einer Wurstsemmel und einem Fanta wurde Matt Ryan von den Falcons zu den Colts getraded. Eine Karriere wie seine zusammenzufassen wird mehr benötigen, als nur einen Quick Recap, und die vergangenen Tage werden ohnehin Monate, wenn nicht Jahre an Aufarbeitung brauchen, aber hier allererste schnelle Gedanken zum wichtigsten Football-Spieler, der je ein Atlanta Falcons Jersey angezogen hat.
Gleich vorweg, damit sich die Altvorderen “Ich war schon Fan als du noch nicht mal wusstest wie man Führungen verspielt!” Fans nicht aufregen: Matt Ryan ist der wichtigste Falcon aller Zeiten. Er ist nicht der beste Spieler, da dürfte es eine gesunde Debatte zwischen ihm, Julio Jones und Deion Sanders geben. Aber die transformative Wirkung, die er auf die Franchise hatte, auch aufgrund der Bedeutung seiner Position und der Langlebigkeit seiner Karriere, ist mit keinem anderen zu vergleichen.
Die Uhr wird in einem gewissen Sinne zurückgedreht, dadurch, dass er weg ist. Die Falcons waren 2007 in einem desaströsen Zustand, ausgelöst durch die Michael Vick Verurteilung und den Abgang von HC Bobby Petrino während der Saison. Dann kam der Draft im April 2008, an dem sich alles ändern würde.
Was folgte war eine bemerkenswerte Karriere, voller Triumphe und vieler Längen, die aber immer davon gezeichnet war, dass Ryan der war, der das Team über Wasser hielt. Am Anfang hielt HC Mike Smith noch viel vom Etablieren des Laufspiels um den jungen Ryan zu schützen. Aber wann immer Ryan musste, tat er.
2010 übernimmt er gegen die Top 10 Defense der Ravens erstmals so richtig das Ruder, und gab es bis zum Ende de facto nicht her. Das Team um ihn herum war eigentlich immer fragwürdig aufgebaut. Selbst Lucky Outcomes, wie dass der Uptrade für Julio Jones tatsächlich und glücklicherweise aufging, forderten ihren Tribut von einem Roster, dem es immer an Tiefe fehlte, und einer Defense, der es de facto immer an allem fehlte.
Die einzige Konstante, auch ohne Julio Jones, war Ryan, der immer gut war, und manchmal überragend. 2016 wird für sicher sehr lange Zeit die beste Saison der Falcons und eines Falcons QBs sein, und es war ohne Frage seine MVP-Saison, die die Liga seither massiv mitgeprägt hat. Wir haben hier zusammengefasst, wie viele Coaches der 2016 Falcons das Feld der 2021 Playoffs prägten:
Und seither ist Mike McDaniel auch ein Head Coach geworden. Matt Ryans MVP Saison, inklusive einem der besten postseason runs eines QBs ever, wird unvergessen bleiben in der Falcons-Geschichte, auch als eine der größten Verschwendungen. Eines der Symbolbilder von Ryans Karriere wird für mich immer dieses hier sein:
Der OT-Coin Toss von SBLI. Die Patriots kommen zu dritt. Matt Ryan allein. Zufall, Stress, Hektik, klar. Aber eben auch: Sinnbild von 14 Jahren allein auf ziemlich weiter Flur, so nah dran, und nie genug.
Matt Ryan war jenseits von 2016 selten ein Elite-QB, klar. Das hätte er sein müssen, um die Roster um ihn herum zum Titel zu führen. Aber er war immer gut bis sehr gut und hat über seine Karriere ein gutes Argument, sich einen Top 5 QB der Liga zu nennen. Hier ist Total EPA (inklusive Playoffs) von 2008 – 2021.
Um ihn herum sind natürlich de facto nur HoFer und er und Rivers werden eine spannende Frage für die Hall of Fame sein dann später. Dazu kann und will ich so früh nichts sagen. Aber es gibt wenige QBs, die so lang so konstant geliefert haben wir er.
Die letzten zwei Wochen waren für Ryan sicher ein Weckruf, dass es in Atlanta derzeit nicht gut weitergeht für ihn.
Schon 2021 dürfte ihm gezeigt haben, dass das neue FO und Coaching Staff zu wenig Kompetenz mitbringt, um ihm den nötigen Rückhalt zu geben, was sich an der OL, dem Einfallslosen scheme, und dem konservativen game management zeigte. Die letzten zwei Wochen rund um das Deshaun Watson Fiasko dürften der Kicker gewesen sein, dass es hier nicht weitergeht.
Die Falcons sind wieder in 2007 angekommen. Als ob das ihr jetzt natürlicher Zustand wäre, der durch einen 14-jährigen Ausflug in QB-Kompetenz unterbrochen wurde. Dieser Ausflug, das was diese Franchise davon abhält ein dumpster fire zu sein, war de facto Matt Ryan.
Matt Ryan ist, seit ich ihn zum allerersten Mal in den Playoffs 2008 gegen Kurt Warner verlieren sah, irgendwie immer da gewesen, der Falcon schlechthin, der einzige, der alle Jahre, Regimes und Zeiten überstanden hat seither. Dass er nicht mehr da ist, ist extrem seltsam. Wie fühlt sich so ein Falcons-Spiel an ohne ihn? Aber die Falcons müssen grundlegend neu bewertet werden, nach diesen Wochen.
Wer nicht neu bewertet werden muss ist Ryan. Er ist und bleibt ein würdevoller Profi, der sich für sein Karriereende Quenton Nelson statt Jalen Mayfield organisiert hat, Chapeau. Die Colts sind zwar in der AFC, haben aber trotz der stärkeren Competition circa doppelt so große Chancen auf die SB wie die Falcons. Ja, es muss nicht jeder Roster grottig sein.
Dass Ryan diese Chance noch bekommt, ist fantastisch. Die Idee, dass er in Atlanta verendet, wäre für diese Karriere noch ein zusätzlicher Niederschlag gewesen. Dass er sich von der Franchise befreit, die ihm so wenig bieten konnte, und jetzt woanders noch einen Titel jagt, ist erleichternd. Auch wenn er vielleicht schon über seinem Zenit ist, und es sich vermutlich nicht mehr ausgehen wird, der Ritt in den Sonnenuntergang darf ruhig feiner sein als das Malochen in der Hölle.
Matt Ryan, der Falcon schlechthin, ist kein Falcon mehr. Das wirft bei mir auch die Frage auf, wem mein Fantum wirklich galt, und wie sich das anfühlen wird 2022, wenn er woanders spielt. Ich werde auf jeden Fall für ihn rooten, mehr und leichter, als ich es derzeit für ein Blank-, Fontenot- und Smith-geführtes Team tun kann.
Matt Ryan, der Falcon schlechthin, ist kein Falcon mehr. Und das ist gut so.
Get fucking set!