Die Falcons haben auf Pick 8 heute Nacht USC WR Drake London geholt, und arbeiten langsam weiter am Wiederaufbau einer Pass-Offense, die nicht wiederzuerkennen sein wird.
Bevor wir uns jedoch genauer mit dem Spieler beschäftigen noch eine kurze Einschätzung zum Verlauf der ersten 7 Picks im diesjährigen Draft. Mit den ersten sieben Picks gingen die Top 2 Tackles, Top 2 Corner sowie die Top 3 Edge Rusher vorher vom Board. Aus Sicht der Falcons ist damit das worst-case Szenario eingetroffen. Man kann jetzt diskutieren, ob nicht ein Cross oder Hamilton BPA über London sein sollten und daher der Pick an 8 sein sollten, aber man kann auch verstehen, wenn die Falcons ihn vor den beiden hatten.
Darüber hinaus lässt sich auch noch diskutieren, ob nicht ein anderer Receiver als WR1 vom Board gehen sollte, aber von den Maßen her ist Drake London DER Arthur Smith Receiver im diesjährigen Draft. So wie das Board gefallen ist, wäre ein Downtrade wohl der beste Move gewesen, aber es ist nicht schwer sich vorzustellen, dass da einfach kein Angebot kam nach den ersten 7 Picks.
Auch würden wir beim Sturzflug sicher länger über Kyle Hamilton nachdenken an der Stelle, der auch der beste Spieler seiner Position war, und ein weitaus größeren Dropoff zum Rest des Feldes aufweist als London. Aber klar sprach für WR, dass der positional value größer, und der Falcons Depth Chart leerer war.
Wenn schon WR, wäre unsere Wahl zwar Jameson Williams gewesen (seine ACL-Recovery passt super zum Mariota-Brückenjahr-Zeitplan, den die Falcons haben), da er mit seiner Speed eine Dimension bringen würde, die a) schwer zu ersetzen und b) von Kyle Pitts eben nicht erfüllt werden kann, aber nach Williams als Wunsch-WR, wäre Drake London wohl auch bei uns recht weit oben gewesen im WR Board.
Auch spricht für den WR pick, dass es einen massiven run auf die Position gab, und die Falcons hier vielleicht einfach gute intel hatten, worauf es sich nicht lohnt zu warten.
Die Falcons haben also, was Board und Value angeht, wohl eine der fünf besten Entscheidungen getroffen, die man der Stelle machen konnte. Wir verbuchen das mal in den heutigen Zeiten als “Erfolg”.
Drake London – Ein Überflug
Drake London ist 6’4” (~193cm) groß und wiegt 219lbs (~100kg) und hat sowohl Slot als auch Outside Flexibilität. Am College hat er vor allem mit seiner Physis dominiert und hat seine Stärke vor allem in Jumpball-Situationen. Sein Basketball-Background hilft dabei. Er wird im Juli diesen Jahres 21 und ist somit noch jung und entwicklungsfähig. Seine letzte Saison am College wurde frühzeitig durch einen Knöchelbruch beendet, er wird aber normal an den Trainingcamps teilnehmen können.
Statistisch gesehen war seine letzte College-Saison durchaus beeindruckend. In den 8 Spielen die er gemacht hat, hat er 88 Receptions und 1084 Yards gesammelt, sowie für 7 TDs gesorgt.
Über das Receiving Game hinaus, sollte London mit seiner Physis auch eine gute Rolle im Run Game spielen können. Vor allem sollte er gegen Cornerbacks und Safeties Vorteile haben und diese von Runnern fernhalten können. Bekanntermaßen baut Smith seine Offense um das Run Game auf, weshalb das sicherlich auch ein wichtiger Aspekt in der Bewertung der Wide Receiver für die Falcons ist und London vor die anderen Top-Receiver gespült hat auf den Boards in Atlanta.
Measurables und Advanced Stats
London hat sich im Verlauf des Draft Prozesses entschieden, keine athletischen Drills zu laufen, wohl wissend darum, dass ein 4.6 oder 4.7 40 Yard Dash seinen Draft Stock vermutlich stören würde. Schätzt man seine 40 auf 4.6 und seine vertical jump auf 36, wie es PFF’s Kevin Cole hier getan hat, ergibt sich ein Spielerprofil das vergleichbar ist mit JuJu Smith-Schuster, Deandre Hopkins und Brandon Marshall.
London bestach letztes Jahr mit den meisten contested Catches im College (19) und Top 10 Werten in Deep Catches und Missed Tackles Forced. Für einen Possession Receiver hat er also ein durchaus beachtenswertes Deep Game, einen guten Catch Radius und Zweikampfstärke.
Seine sehr gute Receiving Grade (92.4) als waschechter Nr. 1 Fokus Point einer Offense spricht dafür, dass er als X in der NFL eine Zukunft hat. Sein Grade war dabei gleich gut gegen Man wie gegen Zone, und obwohl er ein Contested Catch guy ist, zeigte er gute Fähigkeiten gegen Press Looks sich auf Slants frei zu laufen. Seine Physis hilft ihm da Separation zu generieren, auch wenn er die long speed nicht hat, das Fenster lang offen zu halten. Kurz und Intermediate wird also Chemie und Timing mit dem QB essentiell für seinen Erfolg – und zumindest bei dem kleinen Sample, dass wir mit Marcus Mariota und dem ähnlich veranlagten Corey Davis in der Arthur Smith Titans Offense sahen, war das jetzt keine Stärke von irgendwem der dort beteiligten. Aber gut, London ist ja nur bedingt ein Pick für 2022, sondern hoffentlich für darüber hinaus.
Tale of the Tape
PFF’s Seth Galina hat hier London als seinen WR1 heuer beschrieben, und auch er betont Londons Fähigkeit, gegen Press zu bestehen, da etwa 50% aller NFL Pass Snaps ein derartiges Element beinhalten.
Die Physis auf der Line of Scrimmage kombiniert mit seinem Deep Game erlaubt einem QB auch durchaus gute Lernentwicklung, was für Zeit nach Mariota Gutes verspricht.
What’s the Catch
Neben den oben beschriebenen Fragen bezüglich dem Prozess auf #8, sind natürlich auch Risiken bei London zu finden, wie bei jedem Rookie. Wer im College keine Separation schafft, wird sie in der NFL auch nicht schaffen, und gerade für junge QBs ist WRs die Separation schaffen oft noch hilfreicher als die großen Hünen, die die ungenauen Bälle in Coverage dann manchmal retten können. Cam Newton zb konnte seine Accuracy issues nie überwinden, trotz oder eben gerade wegen einem Team, dass mit Greg Olsen, Kelvin Benjamin und Devin Funchess jahrelang de facto nur TEs (und einen versatilen RB) als Receiver aufstellte. Wenn Arthur Smith die Falcons Offense vom Spielertyp her in die Richtung entwickeln will – und jetzt sprechen schon zwei First Round Picks und zwei Cordarrelle Patterson Verträge dafür – wirft das viele Fragen auf.
Auch schaffen es die wenigsten WRs von diesem Typ eine Offense wirklich auf lange Sicht “alleine” als X zu tragen, dafür sind sie zu inkonsistent über eine ganze Season hinweg. Gute gegnerische DCs können den einen 3rd Down Fokus Spieler, der keine Separation selbst generieren kann, wegnehmen, und wenn du keine versatile Antwort darauf hast, führt das zu vielen 2 für 19 Yards Spielen zwischen den 100er-Batzen gegen schlechte Secondaires.
Selbst mit gutem QB ist ein Mike Williams nur zusammen mit Keenan Allen wirklich super (und trotzdem oft leise) und ähnliches beobachtet man auch bei Mike Evans und Chris Godwin (und Antonio Brown). Man muss hier leider klar feststellen, dass Kyle Pitts nicht diese ergänzende, erweiternde und komplizierende Rolle für gegnerische Defenses einnehmen wird, weil er dafür London dann doch zu ähnlich ist.
Und: Klar kann man einem Baustein nicht vorwerfen, dass ein anderer fehlt, aber noch ist einfach unklar, ob dieses Falcons Regime überhaupt einen Plan hat in der Richtung die Offense zu diversifizieren, oder ob es nur auf Tough Football Guys(™) hinausläuft, die gut run blocken sollen, damit man Führungen im vierten Viertel… ach lassen wir das Thema mal lieber außen vor.