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2022 NFL Draft Interview

Im Sturzflug Interview: Oliver Friedl

Der Falcons Passrush verdient seit ein paar Jahren die Bezeichnung nicht mehr. Traditionell sammeln die Falcons mit die wenigsten Sacks in der NFL und in der letzten Saison waren sie sogar deutlich abgeschlagen Letzter, mit ganzen 18 Sacks in 17 Saisonspielen. Für Besserung sorgen sollen unter anderem zwei diesjährige Draftpicks,über die wir mit Oliver Friedl, seines Zeichens Ravens-Fan, sprechen.

Sturzflug: An Pick 38 haben die Atlanta Falcons im Draft EDGE Arnold Ebiketie von Penn State ausgewählt. Du hättest ihn auch gerne bei den Ravens gesehen. Was zeichnet sein Spiel aus?

Oliver: Vorne weg: Meine Affinität für Spieler mit einem elitären athletischen Profil sollte mittlerweile kein allzu großes Geheimnis mehr sein. Denn vor allem auf der EDGE-Position sind es zumeist die Top-Tier-Athleten, die in der NFL nachhaltig Erfolg haben. Kent Lee Platte, der Schöpfer der ‘Relative Athletic Score’-Metrik, hat das Thema letztes Jahr recht ausführlich auf seinem Twitter-Kanal behandelt:

Um es kurz zu erklären: Die Metrik versucht die verschiedenen Testing Numbers von Combine bzw. Pro Day in Kontext mit Größe und Gewicht zu setzen. Daraus entsteht ein athletisches Profil, das den Perzentil-Rang des jeweiligen Spielers innerhalb seiner Positionsgruppe abbildet. Während das freilich nicht der Weisheit letzter Schluss ist, so zeigt die Metrik doch recht deutlich, dass allen voran elitäre College Athleten (RAS > 8.0) auf dieser Position auch in der NFL erfolgreich sind. Wenig überraschend also, dass auch Arnold Ebiketie hier ein sehr vielversprechendes Profil sein Eigen nennt.

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Ich persönliche bekomme weiche Knie bei Spielern, die den nötigen Get-Off und Bend haben, um die Outside-Shoulder des Offensive Tackles permanent zu attackieren. Würde ich die größten Stärken von Ebiketie beschreiben, wären es eben jener explosive First Step, die Flexibilität und der Arc-Speed, um sein Gegenüber ständig in Bredouille zu bringen. Doch ihn als reinen Speed-Rusher zu bezeichnen, würde seinem Profil nicht gerecht werden. Denn der ehemalige Nittany Lion spielt mit extrem aktiven Händen und weiß seinen natürlichen Leverage (ist mit 6-2 ⅜ relativ klein für einen EDGE-Rusher) stets auszunutzen. Was ihm hier zusätzlich zugutekommt, sind seine langen Arme (34 ⅛”), die es ihm erlauben, sich auch während des Kontakts mit dem Tackles frei zu kämpfen. Dank seiner guten Handarbeit und Agilität kann er eben nicht nur Outside gewinnen, sondern auch über Inside-Moves den Weg zum QB finden.

Sturzflug: Es wirkt so als ob es bei ihm ihm ein Recht limitiertes Arsenal an Tools gibt. Auch seine Athletik würde man nicht als NFL-überdurchschnittlich bezeichnen. Wo liegt denn seine Upside? In welchen Aspekten hat er noch Luft nach oben?

Oliver: Die Upside habe ich ja bereits angeschnitten. Mit der Kombination aus Athletik und Pass Rush Tools war er für mich ein Top 25 Spieler in dieser Klasse. Er startete zwar erst relativ spät mit dem Footballspielen, ist aber dennoch jetzt schon weiter als viele seiner Mitstreiter. Die Tatsache, dass er nach seiner Redshirt-Junior-Saison den Sprung von Temple zu Penn State wagte und dort eine herausragende Saison hinlegte (9,5 Sacks, 17 TFL, 2 FF), lässt mich zuversichtlich sein, dass er auch den Schritt in die NFL erfolgreich meistern kann.

Aber freilich ist Ebiketie kein perfektes Prospect. Sein Frame lässt schon vermuten, dass er nicht wirklich ein Spieler ist, der über rohe Kraft gewinnt. Deutlich athletischere und kräftigere Gegenspieler werden die physischen Limitationen dahingehend regelmäßiger aufzeigen können, als das noch im College der Fall war. Auch wenn die NFL immer mehr zur Passing-League wird, ist es für viele Defensive Coordinator zunächst wichtig, den Lauf zu stoppen. Hier fehlt definitiv der Anchor und die Balance, um stand jetzt ein zuverlässiger EDGE-Setter zu sein. Zudem wird er im Jänner bereits 24 Jahre alt. Selbst bei fehlender Erfahrung ist es für ältere Spieler naturgemäß oft leicht, jüngere Kontrahenten auf College-Level zu dominieren. Einen Vorteil, den er in der NFL so nicht mehr genießen können wird. Die fehlende Power wird er als Rusher und Run-Defender mit Finesse, Motor und Disziplin wettmachen müssen.

Sturzflug: Den Falcons mangelt es an Qualität in der D-Line. Traust du Ebiketie zu eine tragende Rolle bereits in der Rookie Saison zu spielen?

Oliver: Ich kenne das Depth Chart der Falcons natürlich nicht so gut wie ihr, aber auf den ersten Blick ist er der logische Nachfolger für Dante Fowler. Laut Pro Football Reference spielte dieser vergangenes Jahr 509 Defensive-Snaps für Atlanta – ich wäre nicht überrascht, wenn er diesen Wert übertreffen würde, insofern er fit bleibt.

Die fehlende Power – und ich bin mir nicht sicher, wie viel Masse er bei seiner Größe noch drauf packen kann – könnte ihn Early Downs Snaps kosten, aber Ebiketie sollte von Tag 1 der neuen Saison der talentierteste EDGE-Rusher in Atlanta sein.

Sturzflug: Der zweite Spieler, aus der diesjährigen Falcons Draftklasse, der den Passrush beleben soll ist DeAngelo Malone von Western Kentucky, welcher mit Pick 82 ausgewählt wurde. Wo liegen seine Stärken und Schwächen?

Oliver: Das ist natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen, aber den bekommst du, wenn du Arnold Ebiketie auf Wish bestellst.

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Spaß bei Seite: Kaum ein Spieler in dieser Klasse gibt dir diese Kombination aus Speed, Bend und Agilität. Auch bei Malone gefällt mir, wie er sein Gegenüber attackiert. Beine und Hände arbeiten quasi immer synchron. Der Dip, mit dem er unter seine Gegenspieler tauchen kann, gehört ebenfalls in die oberste Schublade. Kaum überraschend also, dass er bei Western Kentucky enorm produktiv war. In 5 Jahren kam er auf beeindruckende 34 Sacks und 60 Tackles for Loss.

Jetzt werden sich einige fragen, warum so ein Spieler dann erst in Runde 3 gedraftet wird? Die Antwort ist relativ einfach: Sonntags wird es mit 243 Pfund selbst bei dieser Explosivität schwierig, ein Every-Down-Player zu sein. Malone gewann zwar im College (und beim Senior Bowl FWIW) regelmäßig mit Speed-to-Power, gegen NFL-Tackles wird er damit aber seine Probleme haben.

Denn hat der OT erst mal die Hände an ihm dran, fehlt es an Counter Moves bzw. Power in seinen Händen, um sich effektiv frei zu kämpfen. Das spiegelt sich auch gegen den Lauf wieder. Viel zu oft wird er einfach aus seiner Gap geschoben, kann den Kontakt am POA nicht halten und findet sich regelmäßig im Gras wieder.

Sturzflug: Welche Rolle traust du ihm in seiner Rookie Saison zu?

Oliver: Für mich liegt die Rolle ob seines Profils relativ klar auf der Hand. Für Early Downs fehlt es an Power und Disziplin, doch als Designated Pass Rusher kann er auch als Rookie durchaus eine Waffe sein. Selbst ein One-Trick-Pony ist gefährlich, wenn der eine Move derart beeindruckend ist wie sein Speed Rush.

Was ihm ebenfalls Snaps verschaffen könnte: In Dean Pees’ Scheme (zumindest war das in Baltimore so) wird der Outside-Linebacker gerne mal in Coverage gedroppt. Zwar habe ich davon wenig am Tape gesehen, die Athletik und der Körpertyp würden aber indizieren, dass er das durchaus in petto hat.

Seine Rolle mag insgesamt also limitiert sein, es würde mich aber gleichzeitig nicht wundern, wenn er mit einigen Splash Plays auch früh in seiner Karriere auf sich aufmerksam machen kann.

Sturzflug: Danke für deine Zeit und deine Einschätzungen zu beiden Spielern.

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