Atlanta muss sich weiterhin, trotz der Matt Ryan Restructre, gut überlegen, ob sie an Pick #4 im NFL Draft nicht den Nachfolger von Matt Ryan nehmen. Grund genug für uns, die QB-Prospects im Draft mit James Wiebe, Lead-Blogger, Dante-Pettis-Versteher und QB-Connaisseur, im Detail zu besprechen.
Wie ist deine generelle Einschätzung der Draft Klasse im Vergleich zu den vorherigen Jahren?
Sie ist besser und schlechter, wenn man so will. Jeder der offensichtlichen Top-4 Quarterbacks wäre in jeder anderen Draftklasse zumindest in der Konversation um den First Overall Pick dabei. In jeder anderen Klasse, in der kein Trevor Lawrence verfügbar ist, natürlich. Fields, Wilson und Lance sind hervorragende Prospects. Hinter dieser Masse an Qualität gibt’s jedoch nicht viel Tiefe auf der Position. Wer vorhat an Tag 3 noch ein Projekt für die Practice Squad zu holen, sollte es besser bleiben lassen.
Die Top4: Trevor Lawrence wird auf #1 overall gehen, ist er das perfekte QB Prospect (™), auf das wir seit Andrew Luck warten?
Perfekt ist er nicht, aber wer ist das schon? Old-School-Scouts werden ihn lieben – er ist groß, hat einen Raketenarm und ist ein guter Athlet. “He can make every throw” war selten bei einem College Passer zutreffender als bei Lawrence. Er kann den absurdesten Wurf an den Mann bringen und das tut er mit unheimlicher Regelmäßigkeit. Dazu ist er sehr akkurat, trifft gute Entscheidungen und kann mit seiner Athletik und seinen Instinkten auch außerhalb der Playstruktur agieren. Großartiger Spieler.
Lawrence hat am College kaum die Spielfeldmitte bedient, viele Screen Yards und über kurze Distanzen ein eher durchschnittliches PFF-Grade. Sind das Dinge, die dir Sorgen machen?
Es sind zumindest Dinge, die bei anderen Prospects ein Thema wären – absolut. Und das ist tatsächlich auch ein signifikanter Unterschied zu Andrew Luck seinerzeit bei Stanford. Unter Jim Harbaugh hatte er damals viel zu managen, Pro-Style-Offense mag man das nennen. Clemson hingegen schlägt hart in die “RPO/Screen/Option/Sidelines hits”-Kerbe. Lawrence wird eine Umstellung in der NFL zu machen haben, ohne Frage. Das Talent dazu hat er unbestritten, aber risikofreie Prospects gibt es nicht.
Trey Lance sieht nach nur 17 Spielen wie ein fertiger NFL-QB aus. Dominiert bei dir das Staunen über sein Niveau, oder die Skepsis über die kleine sample Size?
Definitiv ersteres. Man muss sich einfach mal vor Augen halten, das Tape was wir 2019 von ihm gesehen haben war aus seiner Redshirt Freshman Saison. Und wenn auch manchmal inkonstant, zeigte Lance über Strecken QB-Play wie wir es selten von Juniors oder Seniors mit viel mehr Erfahrung sehen. Intelligentes Ball Placement, Risikominimierung, Manipulation von 2nd Level Defendern. Das alles in Verbindung mit seinen Fähigkeiten als dynamischer und physischer Runner? Unendliches Potential.
Das muss er natürlich abrufen und die Red Flags bei ihm liegen auf der Hand: nur 17 Spiele überhaupt gestartet, bei North Dakota State gegen schwächere Gegner gespielt und eben doch etwas inkonstant was seine Mechanics als Passer angeht. Viel Projektion dabei.
Justin Fields war einmal der klare #2 der Klasse, scheint aber etwas an Stock eingebüßt zu haben. Ist er ein Fall von Overscouting, wo nach so viel Tape nach jeder Kleinigkeit gesucht wird, die man bemängeln könnte?
Schon zum Teil. Vor der abgelaufenen Saison gab es ja sogar legitime Diskussionen, ob er nicht sogar der beste QB der Klasse sein könnte. Die gibt es jetzt nicht mehr – hauptsächlich wegen seiner Auftritte gegen Indiana und Northwestern. In beiden Spielen wirkte er verunsichert und fehleranfällig, es sind aber halt auch nur zwei Spiele und den Rest des Jahres spielte Fields grandios. An seinem massigen Armtalent hat sich nichts geändert, an seiner Athletik hat sich nichts geändert. Auch die Fragen um seiner Spielintelligenz und seinem Mental Processing sind etwas… aufgebauscht. Ohio States System lässt ihn da auch teilweise zögerlich aussehen. Tiefe Option-Routes lassen es gerne so aussehen, als hinge der Passer am ersten Read fest – das ist halt so vorgesehen.
Justin Fields ist ein sehr guter Prospect, der absolut en par mit den anderen drei Top-QBs ist.
Zach Wilson ist der feel-good-QB der Klasse mit einem entfesselten Spielstil, der für Aufsehen sorgt. Er ist auch Trump-Supporter und Small Sample Size Theater, das Roddy White letztens dazu gebracht hat ihn mit Trubisky zu vergleichen. Wie siehst du ihn?
Wilson macht riesigen Spaß beim Zuschauen. Ungezwungen, kreativ, wild. Kaum ein Passer ist besser darin, Plays außerhalb der Playstruktur zu verlängern und Bälle auch unter höchstem Druck akkurat anzubringen. Dieses Off-Platform-Werfen erinnert stilistisch tatsächlich ein wenig an Patrick Mahomes bei Texas Tech. Wilsons Problem ist, dass er sich zu gerne auf diese Fähigkeiten verlässt und ohne Not komplett ohne Fußarbeit wirft – was an Drew Lock bei Missouri erinnert. Insgesamt ist er in vielen Aspekten des Spiels ziemlich undiszipliniert und hat ebenfalls gegen Recht schwache Competition nur ein starkes Jahr abgeliefert. Also, Mahomes ist er sicher nicht, aber ziemlich gut trotzdem.
Atlanta hat den #4 Pick: QB or not QB?
Ganz schwierige Frage. Ich könnte nachvollziehen, wenn Fontenot und Smith sich sagen: So hoch picken wir nie wieder und besonders nicht in einer so starken Klasse. Warum nicht jetzt einen Nachfolger für Matt Ryan finden?
Andererseits sehe ich die Falcons nicht so weit von der Konkurrenz entfernt und die Vertragssituationen von den meisten wichtigen Offensivspielern macht einen Umbruch schwierig. Ryan wirst mit dem Vertrag nicht so schnell los, Jones ebenfalls nicht. Ich tendiere dazu einen Trade-Down mit einem verzweifelten Team auf QB-Suche zu suchen und nochmal anzugreifen. Das Coaching sollte deutlich besser sein als letztes Jahr und wenn Dean Pees die Defense einigermaßen stabilisiert, kann einiges gehen. Aber eine eindeutige Antwort gibt’s wohl nicht.
Wenn QB, welcher der vier passt am besten ins Arthur Smith System, das reich an Play Action und Bootlegs ist? Und welcher am wenigsten?
Sowohl Lance als auch Wilson haben im College in einer Wide Zone Offense mit vielen Bootlegs gespielt. Problem bei Wilson jedoch: mit solchen Play Action Designs versucht man in erster Linie den Raum zwischen Linebackern und Safeties zu bespielen, da die Backer auf Run Fake reagieren. BYU ging jedoch im Laufe des Jahres immer mehr in die Richtung, diese Routen über die Mitte komplett wegzunehmen, weil er diese zu inkonstant anwarf. Wenn Wilson also einen Play Fake von under Center ausführt und dann eine Out Route zu seinem Outside Receiver anbringt, ist das sicher ein effizienter Spielzug, hat aber nichts damit zu tun, was er bei Arthur Smith spielen müsste. Das bereitet mir schon etwas Bauchschmerzen.
Lance und Fields würden bei ziemlich gut passen. Gerade Fields fühlt sich im Quick Passing Game nicht immer wohl, er könnte in solch einem System geradezu aufblühen. Lawrence kann in jedem System spielen.
Ist Mac Jones so gut, dass die Top 4 eigentlich eine um ihn erweiterte Top 5 sein sollten? Oder war er zu sehr Profiteur von Scheme und Kollegen?
Jones ist ein guter Prospect, aber gerade vom Talentlevel doch ein gutes Stück entfernt von den Top-4. Er bietet dir außerhalb der Playstruktur und unter Druck einfach zu wenig, ist lange nicht so mobil wie die anderen.
Dafür ist er ein sehr intelligenter Pocket Passer, der selten Fehler macht auch downfield selten Chancen auslässt. Smart, akkurat, aber etwas aus der Zeit gefallen. Dennoch kann ich ihn mir als durchschnittlichen NFL Starter vorstellen, nur viel ist vermutlich nicht drin.
Gibt es einen QB, den du als potentiellen Sleeper auf dem Zettel hast?
Wie zu Beginn geschrieben, diese Spielergruppe hat dieses Jahr kaum Tiefe. Kellen Mond sah beim Senior Bowl ganz gut aus, ist mobil und kann starke Aktionen haben. Allerdings startete er vier Jahre bei Texas A&M und wir wissen noch immer nicht, ob er gut oder weniger gut ist – einzig die Inkonstanz ist konstant.
Dann gefällt mir Shane Buechele von SMU ganz gut. Er wird vermutlich erst an Tag drei gepickt werden und sich über einen Backup-Job in die NFL kämpfen. Statur und Armstärke sind nicht optimal, aber seine Gunslinger-Mentalität und seine Deep Shots könnten Teams begeistern.
Wer vermutlich undrafted gehen wird, aber in Theorie Potential hat ist Brady Davis von Illinois State. Monster Arm, kann aber eigentlich nicht Quarterback spielen. Wie gesagt – “in Theorie”.
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