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2021 NFL Draft

Kyle Pitts: The Good and The Bad

Wer etwas von uns in der pre-draft-Coverage gelesen hat weiß: Wir hätten uns einen anderen Pick als Kyle Pitts gewünscht. Warum er nichtsdestotrotz ein cooler Spieler ist, welche Vorteile der Pick hat, aber auch welche Risiken und Nachteile – hier, jetzt, beim schon immer win-now orientierten und TE-verliebten Sturzflugblog.

The Good:

Kyle Pitts ist auf seiner Position ein Ausnahmetalent. Das Wort wird zwar vermutlich zu häufig verwendet, aber man kann argumentieren, dass es bei Pitts wirklich zutrifft. Wenige TEs sind bereits am College gut und spielen eine größere Rolle. Pitts war nicht gut, er war überragend. Er rettete Kyle Trask regelmäßig den Arsch und war bereits mit 20 Jahren auf einer Position, auf der es normalerweise viel Entwicklung braucht, eine herausragende receiving option. 

Pitts hatte die Zahlen eines WRs. Er hatte zum Beispiel bei etwas weniger Snaps etwas mehr Yards als LSU-WR Terrace Marshall, und Pitts hatte nicht nur viele Catches, sondern auch eine sehr hohe Yards per Catch-Number, die in den Regionen eines Receivers liegt. Er hat nicht ganz die Dynamik der Top-WR dieses Drafts und als reiner Receiver ist zum Beispiel Ja’Marr Chase natürlich noch einmal über ihm anzusiedeln. Aber allein dass man sich traut diesen Vergleich zu ziehen sagt sehr viel Positives über Pitts aus. 

Er bringt viel Speed mit, verfügt bereits über ein gutes Route Running, hat sichere Hände und einen großen Catch Radius. Arthur Smith wird schon Wege finden, Pitts’ Talent zu nutzen, auch wenn er seine TEs in Tennesse eher einfach einsetzte.

Wenige TEs sind größere Ressourcen wert. Der ausschlaggebende Punkt ist dabei häufig, ob sie auch gegen Man Coverage konstant gewinnen können. Kyle Pitts hat das am College getan und es würde uns überraschen, wenn ihm das nicht auch in der NFL gelingen sollte. Wenn du einen konstanten Separator gegen Man Coverage hast, den du auch 1vs1 gegen Cornerbacks stellen kannst, wie es zum Beispiel auch die Raiders mit Darren Waller tun, dann kann ein TE deine Offense wirklich verändern. Kyle Pitts hat alles Potential, um ein zentraler Punkt der Offense zu werden.

Dass keine überzeugenden Tradedown-Angebote vorhanden waren glaube ich sofort. Wenn es bis #11 gedauert hat, damit ein Team für Justin Fields hochtradet, wirst du für #4 vielleicht ein Angebot der Dolphins bekommen haben, die Kyle Pitts wollten, oder der Lions, die Ja’Marr Chase wollten, aber wohl kein gutes Angebot eines Teams, das einen QB will. Und auch wenn dir ein Downtrade häufig Value bringt, ist uns Kyle Pitts dann doch lieber als Penei Sewell, Micah Parsons oder Jaycee Horn und ein Second Rounder, oder so. Insofern finde ich es in diesem Szenario verständlich, dass man an #4 geblieben ist, und ärgere mich nicht darüber, dass man ein gutes Angebot ausgeschlagen hat. 

Was ist noch gut? Die Panthers binden sich wirklich mittelfristig an Sam Darnold und haben Justin Fields ziehen lassen – es wäre aber auch doppelt traurig/enttäuschend/ärgerlich gewesen, wenn Fields dann ausgerechnet beim Division-Rivalen landet. Stattdessen schauen die Panthers, ob sie aus Darnold vielleicht doch noch einen guten QB machen können. Ebenfalls gut für die Falcons, dass die Saints und Bucs einen Edge-Rusher genommen haben, der jeweils eher als Day 2-Pick gehandelt wurde. Da gefällt mir der Falcons-Pick aus der Division doch am besten. 

The Bad: 

Die NFL scheint von Justin Fields nicht sonderlich überzeugt gewesen zu sein, okay. Da wir der NFL aber nicht als allwissende Quelle vertrauen ändert das nichts daran, dass wir es absolut unverständlich finden, dass gleich mehrere Teams die Chance auf Fields ausgelassen haben.

Und auch wenn die Falcons Matt Ryan haben und nicht Jared Goff, Sam Darnold, Drew Lock oder Jalen Hurts: Auch die Falcons haben diese Chance ausgelassen und hätten sie unserer Meinung nach nutzen sollen. Einen Quarterback des Talents von Justin Fields ohne Trade-Up zu bekommen ist eine seltene und unheimlich wertvolle Chance. Diese hätten wir genutzt, selbst wenn er dann ein oder zwei Jahre auf der Bank sitzt, du dich vielleicht etwas früher von Ryan trennen musst als du willst und Fields das Team kurzfristig nicht verstärkt. Das sind “Opfer”, die wir in Kauf genommen hätten, um den potentiellen nächsten, ultra-talentierten Franchise-QB zu bekommen. Es ist eine Frage, die Falcons.Fans seit Beginn der Offseason spaltet, und bei der man sich vermutlich auch nicht mehr einig werden wird – wir hätten nicht nur QB, sondern ganz besonders Fields genommen. 

Was sind, losgelöst von der Frage “QB oder nicht?”, Risiken des Picks? Kyle Pitts hat wenige Schwächen, ist aber auch nicht ganz frei von ihnen. Als Blocker hat er, obwohl er sich am College bereits deutlich weiterentwickelt hat, noch einen langen Weg vor sich und sein Blocking ist bisher eher zweckmäßig als wirklich gut. Arthur Smith lässt seine TEs gerne blocken, und dass man mit Pitts und Hurst jetzt gleich zwei hat, die ihre Stärken als Receiver haben, aber (noch) nicht die guten Blocker sind, ist nicht unbedingt ideal. Uns würde es daher nicht verwundern, wenn Hayden Hurst ein Trade-Thema werden sollte. 

Dazu wettest du mit Kyle Pitts auf das absolute best-case-Szenario. Damit es sich auszahlt, dass du einen TE so hoch draftest, muss er die Offense maßgeblich verändern und in die Regionen von Waller, Kittle oder Kelce vordrängen. Ist er nur einen Tick schwächer, war der Pick vielleicht kein kompletter Bust, aber doch eine Enttäuschung und kein optimaler Nutzen deines Draftkapitals. Und so gut Kyle Pitts als Prospect ist, die Historie von first round-TEs ist nicht toll und hat sich selten ausgezahlt. Die Erwartungen an Pitts sind riesig, und er muss sich fast optimal entwickeln, damit sich der Pick lohnt. Bei zum Beispiel Justin Fields wäre der room for error größer gewesen: Er muss nicht unbedingt der neue Pat Mahomes werden, sondern nur ein Top 10-15 QB, damit sich der Pick auszahlt. 

The Conclusion: 

Terry Fontenot und Arthur Smith gehen einen riskanten Weg: Sie wetten darauf, dass Matt Ryan nicht deutlich abbaut und für mindestens 2-3 Jahre ein sehr guter QB bleibt. Sie wetten darauf, dass Kyle Pitts ein gamechanging TE wird, von denen es in der NFL aktuell vermutlich nur drei gibt, und dass er sich fast perfekt entwickelt, damit sich dieser Pick lohnt. Und sie wetten auf sich selbst, darauf dass sie als Teambuilder und Coach mit sehr eingeschränkten Cap-Möglichkeiten und einem größtenteils sehr durchschnittlichen und in einigen Bereichen unterdurchschnittlichen Roster in den nächsten beiden Jahren ein Playoff-Kandidat oder noch mehr sein können und sehr viel aus dem Team herausholen. 

Da sind einige “wenns” dabei, und selbst wenn diese eintreten kann man darüber diskutieren, ob Justin Fields nicht langfristig der bessere Pick gewesen wäre. 

Terry Fontenot hat mit dem ersten Pick seiner Amtszeit einen vermeintlich konservativen Weg gewählt: Mit dem Wunschpick der meisten Fans, einem nicht-QB und einem “generational prospect” auf seiner Position. Und doch spielen Fontenot und Smith hier ein Spiel mit dem Feuer, in dem sie auch maßgeblich auf ihre eigenen Fähigkeiten setzen. 

Wir hätten einen anderen Weg gewählt und uns Justin Fields gewünscht. Gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass Kyle Pitts gute Chancen hat, ein sehr guter Spieler und herausragender TE in der NFL zu werden. Und wenn Atlanta schon keinen QB geholt hat, so wurde es wenigstens unserer favorite non-QB. Man muss sich den Pick ja schönreden, selbst wenn man auf etwas andere gehofft hat.

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